Anfang April endete das Hamburger Winternotprogramm. Manche Obdachlose wurden schon Wochen vorher weggeschickt. Warum?
Waldemar verliert sein Bett im Winternotprogramm bereits Mitte Februar. Eines Abends, erzählt der Obdachlose, wird er in der Unterkunft Halskestraße zum Gespräch gerufen. Eine Sozialarbeiterin des städtischen Betreibers Fördern & Wohnen (F&W) befragt ihn mithilfe eines Dolmetschers: Was er in Hamburg mache, ob er in seiner Heimat über Besitz verfüge? Nach wenigen Minuten sei das Gespräch vorbei gewesen, berichtet der Pole aufgebracht. „Pack deine Sachen, in zehn Minuten musst du hier raus!“, habe es geheißen. Drei Sicherheitsleute hätten seinen Rausschmiss mit Nachdruck begleitet. Zum Abschied habe man ihm einen Zettel in die Hand gedrückt.
Waldemar kramt in seiner Jackentasche und holt ein DIN-A4-Blatt hervor: eine Wegbeschreibung zur sogenannten Wärmestube. So nennt die Stadt ein paar kleine, nur mit Stühlen und Tischen möblierte Räume einer Erdgeschosswohnung in Borgfelde. Obdachlose, die nach Ansicht der Stadt ihre Not aus eigener Kraft überwinden können, dürfen sich hier in kalten Monaten nachts aufhalten – und mit Glück auf dem Fußboden schlafen.