Hilfe für Obdachlose : Tageseinrichtungen dürfen wieder öffnen – theoretisch

Vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie war die Tagesaufenthaltstätte in der Bundesstraße ein beliebter Anlaufpunkt für Obdachlose. Aktuell können sich Besucher*innen dort wegen Umbaumaßnahmen nur kurzzeitig aufhalten. Foto: Mauricio Bustamante

Das Angebot für Obdachlose in Hamburg wird allmählich wieder ausgeweitet. Zwei der sieben größeren Tagestreffpunkte im Stadtzentrum haben jetzt wieder geöffnet – allerdings unter besonderem Vorzeichen.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Der Hamburger Senat hat weitreichende Corona-Lockerungen beschlossen: Nach Geschäften, Bars und Hotels dürfen jetzt auch Kinos, Fitnessstudios und Freibäder wieder öffnen. Gleiches gilt für Tagestreffpunkte für Obdachlose.

Allerdings bleiben die Türen der meisten Hilfseinrichtungen vorerst geschlossen. Hintergrund sind die umfangreichen Hygienekonzepte, die die Träger vorlegen müssen. Während beispielsweise Restaurants einfach ihre Platzzahl beschränken, lässt sich solch eine Lösung für eine kostenlose Essensausgabe nicht so einfach umsetzen. So versorgt beispielsweise das Cafée mit Herz täglich rund 300 Obdachlose mit einer warmen Mahlzeit – aktuell vor der Tür. Und das wird vorerst so bleiben, weil in den Räumlichkeiten nicht ausreichend Platz ist, um die notwendigen Abstände einzuhalten.

In der Tagesaufenthaltsstätte der Diakonie in der Bundesstraße begannen wiederum bereits vor dem Corona-Ausbruch in Hamburg Baumaßnahmen. Weil durch die Baustelle die Distanz zwischen Besucher*innen nicht gewahrt werden könnte, kann die Einrichtung frühestens nach Abschluss der Arbeiten in voraussichtlich zwei Monaten wieder öffnen, sagt Leiterin Melanie Mücher.

Eine Testphase hingegen haben das Café Augenblicke im Schanzenviertel und die MahlZeit in Altona eingeläutet. Von einem Regelbetrieb sei man noch weit entfernt, sagt Sozialarbeiterin Anke Beceral vom Café Augenblicke. Aber wie alle anderen Einrichtungen wolle man natürlich versuchen, den Obdachlosen mehr Hilfe bieten zu können. „Normalerweise helfen wir, ohne zu fragen, woher jemand kommt“, so Beceral: „Jetzt allerdings gibt es beispielsweise eine Dokumentationspflicht.“

Diese klaren Regeln seien notwendig. Sie stünden aber in einem grundsätzlichen Widerspruch zur bislang anonymen Hilfsarbeit für Obdachlose. Für den neuen Umgang mit den Obdachlosen müssen jetzt alle Einrichtungen erst einmal einen Umgang finden.

Autor:in
Jonas Füllner
Jonas Füllner
Studium der Germanistik und Sozialwissenschaft an der Universität Hamburg. Seit 2013 bei Hinz&Kunzt - erst als Volontär und inzwischen als angestellter Redakteur.

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