Spender : Schlafsäcke von den Wohlfahrts-Piraten

Der Verein Störtebeker Liekendeeler hat Schlafsäcke und Isomatten für Obdachlose gespendet. Die Hamburger haben zuvor bereits ein Klettergerüst für Kinder gebaut und Kräutersträuße ins Pflegeheim gebracht. 

Freuen sich, dass ihre Hilfe ankommt: Carsten Kähler, Stefan Szemkus, Patrick Neugebauer und Frank Schalk vom Verein Störtebeker Liekendeeler (von links) mit Hinz&Kunzt-Vertriebsmitarbeiter Sigi (Mitte) und Grönland-Schlafsack

Wer im Winter draußen schläft, für den ist ein hochwertiger Schlafsack überlebenswichtig. Aber solches Equipment ist nicht gerade günstig. Obdachlose können es sich in der Regel nicht leisten. Hier wollte der Hamburger Verein Störtebeker Liekendeeler helfen – und je 80 Schlafsäcke und Isomatten an Hinz&Kunzt übergeben. Damit die Pakete bei denen ankommen, die sie brauchen. „Im vergangenen Jahr wurde ja schon viel darüber berichtet, dass es zu wenig Unterbringungsmöglichkeiten im Winter gibt und dass Obdachlose unter Erfrierungen leiden“, sagt Vereinsvorstand Patrick Neugebauer. Er und seine Vereinskollegen wollen die unterstützen, die auf der Straße schlafen müssen.

Bezahlt wurden die Schlafsäcke und Isomatten im Wert von rund 5000 Euro mit Spendengeldern. Die Liekendeeler (plattdeutsch für „Gleichteiler“) generieren Spenden durch Veranstaltungen, erklärt Patrick Neugebauer. „Wir nutzen unsere geschäftlichen Kontakte, um besondere Veranstaltungen zu organisieren. Als Eintritt zahlen die Gäste, was sie möchten.“ Dieses Geld kommt Hamburger Projekten zugute.

Die Liekendeeler waren schon zu Gast im Miniaturwunderland, auf dem Theaterschiff und in der Elbphilharmonie-Baustelle. Mit den Spenden und ihrem eigenen Know-how bauten sie zum Beispiel ein Klettergerüst für einen Kinderhort in Rahlstedt. Jedes Jahr im Advent besuchen sie ein Alters- und Pflegeheim in Marienthal. Natürlich nicht ohne Geschenke. „Wir bringen 600 Christsterne mit und geben sie einzeln und mit einem Weihnachtsgruß den Bewohnern.“ Außerdem haben sie immer ein paar Petersilien- und Basilikumsträußchen dabei. „Für die dementen Bewohner“, erklärt Neugebauer. Die dürfen nämlich keinen Christstern bekommen, weil dessen Blätter hochgiftig sind.

Für Vereinsmitglied Stefan Szemkus sind die Besuche im Altenheim besonders berührend. „Wenn wir am vierten Advent dahinkommen, sind da oft sonst keine Besucher. Da stehen vielleicht drei Autos auf dem Parkplatz. Ist das nicht traurig?“ Es liegt den Liekendeelern am Herzen, die Projekte, die sie unterstützen auch kennenzulernen – um auch wirkungsvoll helfen zu können. Nur Geld aufs Konto eines Projekts zu überweisen, das ist ihre Sache nicht. Diesmal gehen sie besonders nah ran: Sie wollen noch in diesem Winter ihre eigene Spende an Hinz&Kunzt selbst dem Härtetest unterziehen: „Wir planen ein Probeschlafen im Freien mit den Schlafsäcken“, sagt Patrick Neugebauer.

Die Gründung des Vereins vor rund acht Jahren: eine typische Schnapsidee. Beim Feierabendbier wetterte die Clique über und gegen die Politik und überhaupt. „Dann dachten wir: Was können wir eigentlich selber tun?“ Anpacken statt aufregen lautet seitdem die Devise – und zwar ganz unbürokratisch. Der Verein unterhält kein Büro und hat keine große Verwaltung. Alle Mitglieder engagieren sich ehrenamtlich. Einmal im Monat treffen sie sich in der Seemannsmission – passend zum Namen des Vereins, den sie dem berühmt-berüchtigten Piraten Klaus Störtebeker widmeten. Er war „eine bleibende Persönlichkeit, die versucht hat den Missständen seiner Zeit entgegen zu wirken. Das möchte unsere Gemeinschaft auch, ohne gesetzlos zu sein.“ Und Störtebeker praktizierte auch schon das Prinzip der Liekendeeler: Was gemeinsam erbeutet wurde, wird gerecht aufgeteilt.

Text und Foto: Beatrice Blank