Protest gegen Leerstand : Scheinbesetzung in Altona

#einfachwohnen
Um auf Leerstand hinzuweisen, hat die Kampagne #einfachwohnen ein Wohnhaus in Altona-Nord symbolisch besetzt.

Mit einer symbolischen Besetzung hat ein Bündnis aus Diakonie, Caritas, Mieter helfen Mietern und Stattbau auf einen jahrelangen Leerstand in Altona hingewiesen. Dort könnten vordringlich Wohnungssuchende einziehen, hieß es.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Die Sommerhuder Straße in Altona-Nord ist normalerweise eine ruhige und einigermaßen unaufgeregte Wohngegend. Am heutigen Montag hat sich das aber zumindest kurzzeitig geändert. Das „Hamburger Bündnis für eine neue soziale Wohnungspolitik“ hat dort nämlich im Rahmen der Kampagne #einfachwohnen ein leerstehendes Wohnhaus mit etwa zwölf Wohnungen symbolisch besetzt. Unter anderem mit dieser Aktion will das Bündnis im Vorfeld der Bürgerschaftswahl im kommenden Jahr auf die Situation von Wohnungsnotfällen aufmerksam machen.

Mitglieder des Bündnisses haben dafür ein Transparent an der Fassade eines seit sechs Jahren leerstehenden Hauses in der Sommerhuder Straße 4 angebracht und mit Umzugskartons symbolisch darauf hingewiesen, dass hier ohne weiteres Wohnungssuchende einziehen könnten.

„Ich fordere von der Stadt Hamburg, das Thema Leerstand deutlich stärker anzugehen.“– Diakonie-Chef und Kampagnensprecher Dirk Ahrens

Dirk Ahrens, Leiter des Diakonischen Werks Hamburg und Sprecher der Kampagne #einfachwohnen: „Dieses Haus würde sich besonders für vordringlich Wohnungssuchende eignen. Dennoch steht es seit Jahren leer. Ich fordere von der Stadt Hamburg, das Thema Leerstand deutlich stärker anzugehen. Denn Leerstand ist ein wichtiger Baustein – neben vielen anderen –, um vordringlich Wohnungssuchenden zu helfen.“

Vordringlich Wohnungssuchende sind Menschen, die nicht in der Lage sind, alleine eine Wohnung zu finden und denen deshalb mit Hilfe eines Dringlichkeitsscheines eine Wohnung zugewiesen werden soll. Die Scheine stellt das jeweilige Bezirksamt aus.

#einfachwohnen

Die Zahl der Wohnungsnotfälle ist in den vergangenen Jahren dramatisch gestiegen. Das Problem: Es gibt zu wenige günstige Wohnungen für Benachteiligte in Hamburg. Diakonie, Caritas, Mieter helfen Mietern und Stattbau haben sich zum „Hamburger Bündnis für eine neue soziale Wohnungspolitik“ zusammengeschlossen und starten gemeinsam die Kampagne #einfachwohnen. In unserer September-Ausgabe widmen wir dem Thema einen Schwerpunkt. Das Magazin erhalten Sie bei unseren 500 Verkäuferinnen und Verkäufern auf Hamburgs Straßen. Zum Inhalt.

Marc Meyer, Anwalt bei Mieter Hefen Mietern meint: „Hamburg braucht keine teuer umgebauten Wohnungen, sondern preiswerten Wohnraum, jetzt!“ Das Wohnhaus in der Sommerhuder Straße würde sich laut dem Bündnis besonders eignen, weil es in gutem Zustand sei und sich deshalb ohne größere Sanierungen zu Wohnraum machen ließe. Auf Grundlage des Hamburger Wohnraumschutzgesetzes, das Zweckentfremdung und damit auch den dauerhaften Leerstand von Wohnraum verbietet, hat Meyer das leerstehende Wohnhaus in der Sommerhuder Straße im April beim Bezirksamt Altona angezeigt. Weil offiziell eine Baugenehmigung für das Haus vorliegt, ist der zuständige Bezirk Altona bislang aber nicht aktiv geworden, wie er auf Hinz&Kunzt-Nachfrage mitgeteit hat.

Diakoniechef und Hinz&Kunzt-Herausgeber Dirk Ahrens ist Sprecher von #einfachwohnen. Er war bei der Scheinbesetzung dabei. Foto: Karin Desmarowitz

Schon 2016 hat der Senat angekündigt, 300 Wohnungen für vordringlich Wohnungssuchende zu bauen. Passiert ist seitdem allerdings wenig. Gerade einmal 40 Wohnungen wurden fertiggestellt. Die Konsequenz für vordringlich Wohnungssuchende ist, dass sie schlicht keine Wohnung finden. Selbst die vom Senat angestrebten 300 Wohnungen würden aber bei weitem nicht ausreichen. Dirk Ahrens: „Im letzten Jahr haben 12.000 Menschen mit Dringlichkeitsschein keine Wohnung gefunden. Mit dem Wohnraum, den das leerstehende Haus hier in der Sommerhuder Straße 4 bietet, könnte man zumindest einigen richtig schnell helfen.“

 

Autor:in
Lukas Gilbert
Lukas Gilbert
Studium der Politikwissenschaft in Hamburg und Leipzig. Seit 2019 bei Hinz&Kunzt. Zunächst als Volontär, seit September 2021 als Redakteur.

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