Winternotprogramm endet : Protest für ganzjährige Obdachlosenunterkünfte

Das Ende des Winternotprogramms nahmen Sozialarbeitende vom "Hamburger Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot" auch in diesem Jahr zum Anlass für eine Protestaktion. Foto: LG

Am Dienstag haben Sozialarbeitende für eine menschenwürdige Unterbringung von Obdachlosen protestiert. Anlass war das Ende des Winternotprogramms. Immerhin müssen nicht alle zurück auf die Straße.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Hunderte Obdachlose, die im vergangenen Winter zumindest nachts ein Dach über dem Kopf hatten, müssen  wieder auf der Straße schlafen. Das Winternotprogramm, in dem zuletzt mehr als 600 Obdachlose in Großunterkünften oder Wohncontainern übernachteten, ging am Dienstagfrüh zu Ende.

Ganzjährige niedrigschwellige Übernachtungsangebote für Obdachlose haben deshalb am Hauptbahnhof Sozialarbeitende vom „Hamburger Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot“ bei einer Protestaktion gefordert. Auch Hinz&Kunzt ist Teil des Zusammenschlusses von Trägern der freien Wohlfahrtspflege. Auf symbolischen Umzugskartons prangten Schriftzüge wie: „Wohnung statt Zelt“, „Überleben ist kein Leben“ oder „Jede*r braucht ein Dach über dem Kopf“.

„Es ist eine traurige Tradition, dass wir hier stehen“, hieß es in einem Redebeitrag. Die Fachleute forderten Wohnungen, die vorrangig an Obdachlose vergeben werden. Bis zu einer Vermittlung in Wohnungen brauche es ganzjährig möglichst niedrigschwellige, dezentrale Einzelunterkünfte für Obdachlose – dringend sei das auch mit Blick auf die im Sommer zu erwartende Hitze. Den Senat forderten die Aktivist:innen auf, den Kampf gegen Wohnungsnot zu einem Schwerpunkt seiner Politik zu machen. Zudem kritisierten sie, dass das Winternotprogramm lediglich als nächtlicher Erfrierungsschutz dient – tagsüber müssen die meisten Obdachlosen die Mehrbettzimmer in den Großunterkünften verlassen. Dadurch könnten die Menschen nicht zur Ruhe kommen, hieß es.

Im vergangenen Jahr konnten rund 200 Obdachlose auch nach Ende des Winternotprogramms in den Großunterkünften bleiben: besonders kranke Menschen und solche mit Rechtsanspruch auf eine Wohnunterkunft, für die es aber keinen Platz in den vollen Unterkünften der Stadt gibt. Das wird auch in diesem Jahr der Fall sein, wie die Sozialbehörde gegenüber Hinz&Kunzt bestätigte. Für wie viele Menschen das gilt, teilte sie bislang auf Hinz&Kunzt-Nachfrage aber nicht mit. Neu ist in diesem Jahr: Die pflegebedürftige Bewohner:innen können ab Mitte April nach und nach in eine neue Einrichtung in Niendorf umziehen.

Autor:in
Lukas Gilbert
Lukas Gilbert
Studium der Politikwissenschaft in Hamburg und Leipzig. Seit 2019 bei Hinz&Kunzt. Zunächst als Volontär, seit September 2021 als Redakteur.

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