Wegen Coronavirus : Neues Hilfsangebot für Suchtkranke im Drob Inn

Eine Sozialpädagogin des Drob Inn erklärt einem Klienten das Informationsblatt zur Substitution mit Methadon. Foto: Jugendhilfe e.V.

Im Drob Inn am Hauptbahnhof erhalten suchtkranke Menschen ab sofort auch Ersatzstoffe wie Methadon. Dadurch soll die Gefahr der Ansteckung mit dem Coronavirus minimiert werden.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Die Mönckebergstraße oder auch der Kiez wirken derzeit wie ausgestorben. Für viele Suchtkranke sind die menschenleeren Straßen eine Katastrophe. „Wer kein Geld hat, kann nicht einmal Flaschen sammeln oder betteln“, sagt Jugendhilfe-Vorstand Christine Tügel. Der Verein betreibt den Drogenkonsumraum Drob Inn. Weil den Suchtkranken das Geld fehlt, weichen sie seit zwei Wochen zunehmend auf gestreckten Stoff oder sogar Tabletten aus.

Jetzt aber erhalten sie seit Anfang der Woche kontrolliert Ersatzstoff wie Methadon im Drob Inn. Diese Form der sicheren Abgabe und des geschützten Konsums soll die Suchtkranken als Risikogruppe zugleich vor dem Coronavirus schützen. Den Vorstoß zu dem neuen Hilfsprojekt machten Suchtexpert*innen der Ärztekammer, Kassenärztlichen Vereinigung und des Asklepios-Krankenhauses Ochsenzoll zusammen mit dem Verein Jugendhilfe. Gleich am ersten Tag wurden 26 Suchtkranke in das neue Substitutionsprogramm aufgenommen.

„Wer kein Geld hat, kann nicht einmal Flaschen sammeln oder betteln.“– Christine Tügel, Jugendhilfe e.V.

Auch diejenigen, die nicht einmal krankenversichert sind, erhalten jetzt Ersatzstoff. Für sie und andere ohne Wohnung bleibt dabei der Vorplatz des Drob Inns ein wichtiger Anlaufpunkt. Dort werden Obdachlose auch in Zeiten von Corona von der Polizei geduldet. Die Alternative wäre, dass die Suchtkranke sich wieder wie früher verstreut im Stadtgebiet Heroinspritzen setzen.

Somit dient die neue Substitutionsambulanz auch dem Schutz der Bevölkerung. Zudem werden alle Nutzer*innen, die COVID-19-Symptome aufweisen, getestet. Für diese Aufgabe stellt Jugendhilfe e.V. vier Ärzt*innen sowie auch Sozialpädagog*innen aus seinem Personal bereit. Wobei das Drob Inn vor dem gleichen Problem wie andere medizinische Einrichtungen steht: Schutzkleidung, professionelle Masken und Desinfektionsmittel sind knapp. Tügel wünscht sich in diesem Punkt mehr Unterstützung durch die Stadt.

Unterstützung erhalten hat das Drob Inn hingegen bereits finanzieller Art. Die Einrichtung der neue Substitutionsambulanz finanziert die Gesundheitsbehörde. „Wir freuen uns, dass es durch das gute Zusammenspiel von Ärzt*innen, Ärztekammer, Kassenärztlicher Vereinigung und Gesundheitsbehörde sowie durch das Engagement unserer Beschäftigten zu einer schnellen Umsetzung gekommen ist“, sagt Christine Tügel. „Ich hoffe sehr, dass andere Bundesländer Hamburg folgen werden.“

Autor:in
Jonas Füllner
Jonas Füllner
Studium der Germanistik und Sozialwissenschaft an der Universität Hamburg. Seit 2013 bei Hinz&Kunzt - erst als Volontär und inzwischen als angestellter Redakteur.

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