Obdachlosen-Schlafplätze : Hamburg setzt auf Vertreibung

Illustration: Julia Pfaller
Hinz&Kunzt Randnotizen

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140 Schlafplätze von Obdachlosen wurden vergangenes Jahr mindestens geräumt. Das ergab eine Hinz&Kunzt-Umfrage bei den Bezirksämtern. Schätzungen der Polizei zufolge gab es 2022 sogar mindestens 240 Platten-Räumungen.

Grundlage für die Vertreibungen sind laut Behörden das Hamburgische Wege­gesetz und die Verordnung über den Schutz der öffentlichen Grün- und Erholungsanlagen. Die tatsächliche Zahl der Betroffenen ist weitaus größer: Wie sich aus den vorliegenden Daten ergibt, verlassen Obdachlose in mindestens drei von vier Fällen ihre Platte, wenn ihnen eine Räumung angekündigt wird – die Durchführung ist dann gar nicht mehr nötig. Zudem werden in manchen Fällen mehrere Menschen oder ganze Gruppen von ihren Schlafplätzen vertrieben.

So teilte die Polizei mit, dass sie im März vergangenen Jahres in Bergedorf auf eine Freifläche nahe der Autobahn 25 aufmerksam gemacht worden sei, auf der Obdachlose gezeltet hätten. Da die Beamt:innen beim Ortstermin niemanden antrafen, hätten sie schriftlich eine Aufforderung zur Räumung hinter­lassen – mit Erfolg, so ein Polizeisprecher. „Die wenigen Reste hat die Stadtreinigung eingesammelt.“ Wie viele Menschen von der Vertreibung betroffen waren, ist nicht bekannt.

In der Regel fordern Mitarbeitende der Bezirksämter Obdachlose zum Verlassen ihres Schlafplatzes auf – manchmal mündlich, immer aber auch schriftlich und in der Regel in mehreren Sprachen, so die Ämter. Je nach Fall bleibe den Betroffenen 24 Stunden bis eine Woche Zeit, ihre Platte zu räumen.

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Autor:in
Ulrich Jonas
Ulrich Jonas
Ulrich Jonas schreibt seit vielen Jahren für Hinz&Kunzt - seit 2022 als angestellter Redakteur.

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