Grußwort des Bundespräsidenten : Gauck dankt Straßenzeitungslesern

Mit seinem Grußwort wendet sich Bundespräsident Joachim Gauck an die Leser. Foto: Bundesregierung/Steffen Kugler

Jeder, der ein Straßenmagazin kauft, plädiert damit „für ein solidarisches Zusammenleben in unserem Land“, sagt Bundespräsident Joachim Gauck.

Hinz&Kunzt Randnotizen

Freitags informieren wir per Mail über die Nachrichten der Woche:

Liebe Leserinnen und Leser,

ich freue mich, dass Sie einen Blick in diese Zeitung werfen. Ich freue mich, weil es ein Blick ist, der manches wahrnimmt, was in der Hektik unseres Alltags oft keine Beachtung findet.

Sie haben den Menschen gesehen, der Ihnen diese Zeitung angeboten hat. Sie haben sich entschieden, sie zu kaufen und sie zu lesen. Über diese Aufmerksamkeit freue nicht nur ich mich, sondern die Vielen, die sich für Straßenzeitungen in Deutschland engagieren. Ihr Interesse ist eines, das mehr bezeugt als Mitleid und das mehr bedeutet, als eine Spende.

Weihnachts-Grußwort des Bundespräsidenten

In seinem traditionellen Weihnachts-Grußwort richtet sich der amtierende Bundespräsident an die Leser von Straßenmagazinen in ganz Deutschland. Wir dokumentieren hier online den Text von Joachim Gauck, der in unserer Dezember-Ausgabe erscheint.

Straßenzeitungen erzählen Geschichten, die das Leben schreibt, auch solche von menschlicher Not, von Armut und Obdachlosigkeit, von Verzweiflung und Hilfebedürftigkeit – aber eben in der Regel nicht von Ausweglosigkeit. Denn die Redakteure und Sozialarbeiter, die ehrenamtlich Engagierten und nicht zuletzt die Verkäufer, die am Entstehen und am Erfolg dieser Zeitungen mitwirken, gestalten diese Geschichte selbst aktiv mit. Ihnen gilt mein besonderer Dank.

Diese Menschen zeigen uns, wie Hilfe zur Selbsthilfe funktioniert und wie wir alle daran mitwirken können. Sie weiten unseren Blick und lenken ihn auf diejenigen, die unsere Unterstützung, unsere Solidarität brauchen: auf Menschen, die eine Lebenskrise aus der Bahn geworfen hat oder andere, die ihre Heimat verlassen mussten, weil Not oder Krieg sie vertrieben hat. Und schließlich erinnern uns die Geschichten dieser Menschen daran, wie schmal der Grat zwischen Wohlstand und Armut sein kann.

Der Winter ist eine harte, kalte Zeit für Menschen, die mitten unter uns ohne eine feste Unterkunft leben. Vielen Trägervereinen von Straßenzeitungen sind Nachtasyle als Anlaufstellen für Obdachlose angeschlossen, die diese Not ein wenig lindern. Mit dem Kauf dieser Zeitung unterstützen Sie auch diese Einrichtungen. Er ist quasi ein Plädoyer für ein solidarisches Zusammenleben in unserem Land.

Ich danke allen, die zu einem solchen beitragen, und wünsche Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest und einen friedlichen Jahresausklang.

gauck

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