Festnahmen und Durchsuchungen : Obdachlose zum Betteln gezwungen

Bei den Durchsuchungen wurden mehr als 90.000 Euro Bargeld sichergestellt. Foto: Europol

Europäische Ermittlungsbehörden haben ein Netzwerk von mutmaßlichen Menschenhändler:innen hochgenommen, die Obdachlose und Alkoholkranke zum Betteln in Deutschland und Österreich gezwungen haben sollen.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Die Behörden schlugen in Bayern, Österreich, Ungarn und Rumänien gleichzeitig zu: Bei sieben Razzien seien am Mittwoch mehr als 90.000 Euro Bargeld und 1 Kilo Goldschmuck sichergestellt worden, teilte die europäische Polizeibehörde Europol mit. Vier Menschen seien festgenommen worden. Ihnen wird vorgeworfen, Obdachlose und Alkoholkranke zum Betteln in Deutschland und Österreich gezwungen zu haben. Sie sollen ihre Opfer so schlecht behandelt haben, dass zwei von ihnen sogar verstorben sind.

Die elf rumänischen und ungarischen Opfer hätten in Berlin, Ingolstadt, Nürnberg und in mehreren österreichischen Städten betteln müssen, heißt es von Europol. Offenbar mussten sie unter unmenschlichen Bedingungen leben: So sollen ihnen die Beschuldigtenpro Tag nur ein Sandwich und gerade so viel Alkohol ausgehändigt haben, dass es zum Überleben reichte. Auch Gewalt soll im Spiel gewesen sein. Europol spricht von „extrem entwürdigenden Bedingungen“. Eine weitere Person sei zudem als Haussklave zu Arbeiten gezwungen worden.

Kein vergleichbaren Fälle in Hamburg

Insgesamt hätten die Beschuldigten, die der gleichen Familie angehören sollen, mehr als 200.000 Euro eingenommen. Bereits seit 2017 ermitteln Behörden einzelner Länder gegen sie. Im vergangenen Jahr hatten sich Ermittler:innen aus Deutschland, Rumänien und Ungarn zusammengeschlossen.

Die Hamburger Behörden haben in den vergangenen Jahren immer wieder erklärt, in der Hansestadt seien keine Fälle von organisierter Kriminalität in Zusammenhang mit Betteln bekannt. Auf erneute Nachfrage heißt es von der Hamburger Polizei, dass ihr nach wie vor keine Fälle von Obdachlosen bekannt seien, die zum Betteln gezwungen wurden. Erst kürzlich hieß es vom Hamburger Senat, „gewerbsmäßige Bettelei“ sei hier von 2019 bis 2021 nicht festgestellt worden.

Autor:in
Benjamin Laufer
Benjamin Laufer
Seit 2012 bei Hinz&Kunzt. Redakteur und CvD Digitales.

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