Anwohner:innen und Geflüchtete packen zusammen an : Einfach machen

Die 85-jährige Ukrainerin Ludmilla nimmt nie einfach nur Spenden mit – sie bringt auch immer etwas mit ins „Tausch & Schnack“. Foto: Miguel Ferraz
Hinz&Kunzt Randnotizen

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Wie sieht sozialer Zusammenhalt vor Ort aus? In Eimsbüttel zeigen es Ehrenamtliche und Geflüchtete in einem gemeinsamen Hilfsprojekt.

In dicke Jacken gehüllt sammeln sich rund 20 Menschen an einem Samstag Anfang November vor dem Eingang zum ehemaligen Pastorat der St. Stephanus-Kirche Eimsbüttel. Einige von ihnen tragen voll ­bepackte Tüten und Taschen in den Händen. Constance Böhle steht in der Tür, begrüßt die Wartenden und lässt ­einen ersten Schwung Menschen he­rein. Immer nur zehn auf einmal. Sonst wird es zu voll.

Die 47-Jährige ist Gründerin des Projekts „Tausch & Schnack“. Als Russland im Februar vergangenen Jahres die Ukraine überfiel, wollte Böhle aktiv werden. Die Pastorin und Kirchengemeinderatsvorsitzende der Eimsbütteler Kirchengemeinde, Nina Schumann, für die Böhle freiberuflich arbeitet, bot ihr die leer stehenden Räumlichkeiten im Hellkamp an. Gemeinsam mit dem Ortsverband Hamburg-Mitte des Arbeiter-Samariter-Bundes entstand dann die Idee, ein Tauschangebot für Geflüchtete zu schaffen. Das Prinzip ist simpel: Anwohner:innen spenden Haushaltsartikel oder Spielzeug, Geflüchtete ­suchen sich aus, was sie brauchen. „Das Projekt richtet sich an alle Geflüchteten die ein Jahr oder kürzer hier sind, es ist als Starthilfe gedacht. Momentan sind 90 Prozent der Menschen Ukrainer“, sagt Böhle. Kern­gedanke von Beginn an: Anwohnende und Geflüchtete packen zusammen an. So wurden die bis dahin schwarz ­gestrichenen Räume, die zuletzt als Probebühne eines Theaters genutzt wurden, gemeinsam weiß gestrichen, Regale im Team aufgebaut. Und auch am Empfang stehen deutsche und ­ukrainische Helfer:innen gemeinsam, nehmen Spenden in Empfang und sprechen mit Gästen.

Die eine Hälfte eines Teams besteht immer aus Anwohnenden, die andere aus Geflüchteten. Letztere können sich wegen der gemeinsamen Muttersprache besser mit denen verständigen, die Hilfe benötigen, erklärt Böhle. Im Mittelpunkt stehe etwas anderes als die Verteilung von Spenden: „Im Kern geht es nicht darum, Waren zu tauschen. Das Hauptanliegen ist, dass man über den Tausch in Kontakt kommt. Das Drumherum ist wichtig!“

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Artikel aus der Ausgabe:

Zuhause gesucht!

Unserer Gesellschaft fehlt der soziale Zusammenhalt? Das Gefühl scheint aktuell weit verbreitet. Wir haben das Projekt „Tausch & Schnack“ in Hamburg-Eimsbüttel besucht und mit dem Wissenschaftler Thomas Lux über die Kraft von sogenannten Triggerpunkten gesprochen und festgestellt: Der gesellschaftliche Zusammenhalt in Deutschland ist gar nicht so klein. Außerdem: Weihnachten steht vor der Tür und wir bei Hinz&Kunzt haben bereits begonnen uns darauf einzustimmen. 

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Autor:in
Lukas Gilbert
Lukas Gilbert
Studium der Politikwissenschaft in Hamburg und Leipzig. Seit 2019 bei Hinz&Kunzt. Zunächst als Volontär, seit September 2021 als Redakteur.