Wohnungssuche : Bekommt Hamburg eine Wohnungstauschbörse?

Mithilfe einer Onlinetauschbörse könnte die Wohnungssuche in Hamburg einfacher werden. Foto: Actionpress/ Pool 367

Bei der Wohnungssuche in Hamburg könnte demnächst eine Tauschbörse nach Berliner Vorbild helfen. Dem Vorschlag aus der Altonaer Bezirkspolitik steht die Wohnungswirtschaft offen gegenüber.

Hinz&Kunzt Randnotizen

Freitags informieren wir per Mail über die Nachrichten der Woche:

Wenn Kinder erwachsen werden und bei ihren Eltern ausziehen oder irgendwann der Partner stirbt, dann kann die eigene Wohnung schnell zu groß werden. Dennoch bleiben viele Senioren in ihren Wohnungen, gerade bei ihnen ist die Umzugsbereitschaft eher gering. Zum Problem wird das, wenn viele Familien Nachwuchs bekommen und verzweifelt nach einer passenden Wohnung suchen – so wie in Hamburg.

Linderung könnte eine städtische Wohnungstauschbörse schaffen, glaubt die Bezirksversammlung Altona. Sie hat am Donnerstag einstimmig einem Antrag der SPD-Fraktion zugestimmt, der sich für die Einrichtung einer solchen Börse ausspricht. „Wohnungstauschprojekte können ein gutes Instrument sein, um den Wohnungsmarkt der Freien und Hansestadt Hamburgs weiter zu entlasten“, begründete die sozialpolitische Sprecherin der Altonaer Sozialdemokraten, Ilona Schulz-Müller, den Vorstoß. „Denkbar wäre zum Beispiel die Etablierung einer Online-Tauschbörse, wie beispielsweise in Berlin praktiziert.“

1691 Wohnungstauschangebote seit September in Berlin

In der Hauptstadt haben die Mieter der sechs landeseigenen Wohnungsgesellschaften seit dem vergangenen Herbst die Möglichkeit, über die Plattform inberlinwohnen.de ihre Wohnungen zu tauschen – und zwar auch über die Grenzen des jeweiligen Unternehmens hinweg und bei gleichbleibenden Netto-Kaltmieten. Seit September haben sich knapp 2500 Berliner dort registriert und 1691 Wohnungen zum Tausch angeboten, teilt die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen auf Nachfrage von Hinz&Kunzt mit. Zum tatsächlichen Wohnungstausch kam es demnach allerdings erst in neun Fällen. Ein Grund dafür: Es werden vor allem große Wohnungen gesucht, aber hauptsächlich kleine zum Tausch angeboten.

„Wir begrüßen es, wenn Menschen ihre zu groß gewordene Wohnung gegen eine kleinere tauschen möchten.“– Saga-Vorstand Wilfried Wendel

Bei Hamburgs städtischer Wohnungsbaugesellschaft Saga ist der Wohnungstausch bislang noch unternehmensintern über die Geschäftsstellen organisiert. Kundenbetreuer suchen den Mietern auf Wunsch eine passende, neue Wohnung im Saga-Bestand. „Wir begrüßen es, wenn Menschen ihre zu groß gewordene Wohnung gegen eine kleinere tauschen möchten, denn dadurch werden große Wohnungen wieder für Familien verfügbar“, sagte Saga-Vorstand Wilfried Wendel im vergangenen Jahr im Interview mit Hinz&Kunzt. Wer in eine vergleichbare Wohnung umziehe, könne seine Quadratmetermiete behalten. Von rund 750 Wohnungstauschern im Jahr 2017 seien etwa 100 älter als 65 Jahre gewesen. Aktuellere Zahlen liegen bislang nicht vor.

Gespräche zwischen Wohnungsunternehmen und Stadtentwicklungsbehörde

Das Bezirksamt Altona ist nun von seinem Parlament aufgefordert, mit der Saga, Wohnungsbaugenossenschaften und privaten Investoren Gespräche über eine Wohnungstauschbörse aufzunehmen. Beim Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), zu dem auch Hamburgs größter Vermieter Saga gehört, zeigt man sich dem Vorschlag gegenüber offen. VNW-Direktor Andreas Breitner spricht gegenüber Hinz&Kunzt von einer „charmanten Idee“, bremst aber gleichzeitig die Erwartungen daran.

Saga ermuntert Ältere zum Umziehen
Vorstand Wendel im Interview
Saga ermuntert Ältere zum Umziehen
Rund 100 Saga-Mieter über 65 Jahren sind im vergangenen Jahr in eine kleinere Wohnung umgezogen, berichtet Vorstand Wilfried Wendel im Interview mit Hinz&Kunzt. Bei Neubauten stoße das Unternehmen auf Widerstände.

„Zum Beispiel sind Genossenschaften bei der Bereitstellung von Wohnungen zu allererst ihren Mitgliedern verpflichtet, was einen unternehmensübergreifenden Tausch erschwert“, sagt Breitner. Zudem hätten Tauschwillige oftmals sehr konkrete Vorstellungen: „So darf die kleinere Wohnung nicht teurer sein und sollte möglichst in der unmittelbaren Nachbarschaft liegen.“

Nichts desto trotz ist der Verband auch jenseits des Vorstoßes aus Altona bereits mit der Stadtentwicklungsbehörde im Gespräch über einen unternehmensübergreifenden Wohnungspool, sagt Breitner: „Vielleicht heißt es ja bald nicht nur in Altona, sondern im ganzen Norden: Wohnst Du noch oder tauschst Du schon?“

Autor:in
Benjamin Laufer
Benjamin Laufer
Seit 2012 bei Hinz&Kunzt. Redakteur und CvD Digitales.

Weitere Artikel zum Thema