Winternotprogramm : Behörde eröffnet neue Unterkunft in Niendorf

An der Schmiedekoppel hatte die Stadt früher Geflüchtete untergebracht. Danach stand die Unterkunft lange leer. Foto: Lukas Gilbert

250 weitere Notschlafplätze bietet die Stadt ab Freitag in einer neuen Unterkunft an der Schmiedekoppel in Niendorf an. CDU und Linkspartei kritisieren, dass der Infektionsschutz in den Einrichtungen nicht ausreichend sei.

Hinz&Kunzt Randnotizen

Freitags informieren wir per Mail über die Nachrichten der Woche:

Fünf Tage nach Beginn des Winternotprogramms für Obdachlose eröffnet am Freitag auch die neue Unterkunft an der Schmiedekoppel in Niendorf. Wie Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) am Donnerstagabend im Sozialausschuss der Bürgerschaft bekannt gab, will die Stadt in der neuen Unterkunft dann 250 zusätzliche Übernachtungsplätze bereitstellen. Damit soll die Belegung in den bisherigen Einrichtungen an der Kollau- und Friesenstraße entzerrt werden, wo bis zu 650 Obdachlose in Zwei- und Dreibettzimmern untergebracht werden können. „Wir sind sehr glücklich, dass wir eine weitere Unterkunft eröffnen konnten“, sagte Leonhard.

Wie stark die beiden Unterkünfte in der Friesen- und Kollaustraße schon ausgelastet sind, beantwortete der städtische Betreiber fördern & wohnen am Donnerstag auf Hinz&Kunzt-Nachfrage nicht. Allerdings waren die Belegungszahlen in den Einrichtungen bereits in den Vormonaten hoch, wie eine Anfrage der Linksfraktion an den Senat ergab. So waren von den 400 Plätzen in der Friesenstraße bereits im Oktober durchschnittlich 363 belegt. In der Kollaustraße blieben von den 250 Betten im Schnitt nur 51 leer. Im Gegensatz zu den Vorjahren waren die Unterkünfte im Pandemiesommer im Rahmen des sogenannten Notunterbringungs- und Versorgungsprogramms des Senats geöffnet gewesen.

Großunterkünfte sind ein Gesundheitsrisiko
Winternotprogramm
Großunterkünfte sind ein Gesundheitsrisiko
Großunterkünfte für Obdachlose können in Pandemiezeiten keine Lösung sein, kritisiert Hinz&Kunzt und fordert erneut eine Hotelunterbringung. Doch die Sozialbehörde bleibt hart – obwohl Hotels im November die Gäste fehlen.

Opposition bemängelt Infektionsschutz im Winternotprogramm

Die Opposition in der Bürgerschaft wirft der Sozialbehörde vor, sich zu spät auf das Winternotprogramm unter Pandemiebedingungen vorbereitet zu haben. „Mit heißer Nadel wurde offenbar auf letzte Minute begonnen, bestimmte Engpässe zu lösen“, beklagt der sozialpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Andreas Grutzeck. Der Senat hatte auf eine Anfrage Grutzecks am Dienstag mehrfach geantwortet, dass die Planungen noch nicht abgeschlossen seien, unter anderem hinsichtlich des Hygienekonzepts der neuen Tagsaufenthaltsstätte in der Markthalle, die in der kommenden Woche eröffnen soll. „Dieses Verhalten bringt Menschen in gesundheitliche Gefahr und außerdem ist es menschlich betrachtet einfach ein Armutszeugnis“, urteilt Grutzeck.

Ähnlich formuliert es Stephanie Rose, sozialpolitische Sprecherin der Linksfraktion. „Die Schutzmaßnahmen, die für alle gelten, müssen auch für obdachlose Menschen umgesetzt werden“, sagt sie. „Wie Abstand halten bei einer Zimmerbelegung mit bis zu drei mitunter einander fremden Personen möglich sein soll, ist mir schleierhaft.“ Der Senat hatte auf eine Anfrage Roses geantwortet, dass die Notunterkünfte neben der „lockeren“ Belegung tagsüber „gründlich gelüftet und gereinigt“ würden. Das reiche nicht aus, um den Infektionsschutz zu gewährleisten, findet die Parlementarierin.

Autor:in
Benjamin Laufer
Benjamin Laufer
Seit 2012 bei Hinz&Kunzt. Redakteur und CvD Digitales.
Jonas Füllner
Jonas Füllner
Studium der Germanistik und Sozialwissenschaft an der Universität Hamburg. Seit 2013 bei Hinz&Kunzt - erst als Volontär und inzwischen als angestellter Redakteur.

Weitere Artikel zum Thema