Mehr Lohnaufstocker : Arm wegen Mietsteigerung

In Deutschland haben 2012 mehr Arbeitnehmer zusätzlich zu ihrem Lohn Hartz IV beantragt, weil ihr Geld nicht zum Leben reichte. Das lag auch an den steigenden Mieten, sagt die Bundesagentur für Arbeit.

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Wegen steigender Mieten müssen immer mehr Menschen Geld bei der Arbeitsagentur beantragen – auch wenn sie arbeiten gehen. Bild: Benjamin Laufer.

Immer mehr Menschen in Deutschland müssen wegen steigender Mieten zusätzlich zu ihrem Gehalt Hartz IV beantragen. Auch die steigenden Energiepreise hätten zu einem Anstieg der so genannten Aufstocker im vergangenen Jahr beigetragen, heißt es aus der Bundesagentur für Arbeit. „Wir gehen davon aus, dass der Anstieg mit den steigenden Wohnkosten zusammenhängt“, sagt Arge-Sprecherin Frauke Wille. „Wenn man sich die Mietspiegel-Entwicklungen in den Städten ansieht, ist das relativ klar.“

2012 haben insgesamt 323.000 Menschen ihr Einkommen mit Hartz IV aufgestockt, die mehr als 800 Euro im Monat verdienen. Das sind 15.000 mehr als im Jahr zuvor. Als weiteren Grund für die Zunahme vermutet die Arge die Erhöhung der Hartz-IV-Sätze: Es hatten schlicht mehr Arbeitnehmer einen Anspruch darauf, ihr Gehalt aufstocken zu lassen als noch 2011. Wie viele genau das sind, wurde aber nicht statistisch erfasst.

Mehr Aufstocker bedeuten also nicht unbedingt, dass es mehr Geringverdiener gibt. Ein weiteres Beispiel: Von 2008 auf 2009 nahm die Zahl der Aufstocker rapide um 43.000 auf 303.000 ab. Eine gute Nachricht war das trotzdem nicht, denn in der Krise wurden schlicht viele der Aufstocker arbeitslos und verschwanden so aus der Statistik. Gemessen an den Beschäftigten gibt es heute weniger Aufstocker als noch 2007.

Die Zahl der armutsbedrohten Arbeitnehmer stieg trotzdem an, zumindest bis 2010. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Hans-Böckler-Stiftung. 2010 waren demnach in Deutschland 7,7 Prozent der Erwerbstätigen von Armut bedroht. Dazu zählen die Wissenschaftler Alleinstehende, die weniger als 952 Euro im Monat verdienen. 2009 waren es noch 0,6 Prozent weniger. Im Vergleich zu 2004 ist die Quote der „Working poor“ damit um fast 38 Prozent gestiegen.

 

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