Denkmalschutz : Stadt will bei Schiller-Oper durchgreifen

Das Schiller-Theater Ende der 1920er Jahre. Foto: St. Pauli Archiv

Um die Schiller-Oper auf St. Pauli vor dem Verfall zu retten, drohte die Stadt der Eigentümerin bereits Anfang 2019 mit Zwangsmaßnahmen. Jetzt schreibt das Denkmalschutzamt die Aufträge dafür aus.

Hinz&Kunzt Randnotizen

Freitags informieren wir per Mail über die Nachrichten der Woche:

Trotz Denkmalschutz und bewegter Geschichte verfällt die Schiller-Oper auf St. Pauli immer weiter. Der Streit darüber zwischen Stadt und Eigentümerin schwelt seit Jahren: Letztere muss die historische Stahlkonstruktion laut Senat eigentlich „in denkmalgerechtem Zustand“ erhalten. Doch dem kam sie seit dem Erwerb 2014 nicht nach – schließlich will sie das Gebäude ohnehin abreißen und drei Neubauten auf dem Gelände errichten. Bereits Anfang 2019 drohte die Stadt deshalb damit, die Erhaltungsarbeiten „von Amts wegen“ durchzuführen.

Jetzt will die Stadt durchgreifen: Wie zuerst der NDR berichtete, lässt das Denkmalschutzamt derzeit Aufträge zum Gebäudeerhalt ausschreiben. Die Kosten für diese Arbeiten sollen dann der Eigentümerin in Rechnung gestellt werden, bestätigte eine Sprecherin der zuständigen Kulturbehörde gegenüber Hinz&Kunzt.

Nach ihren Angaben hatte die Eigentümerin mit dem Monatswechsel eine Frist zur Vorlage von Maßnahmen zum Erhalt des Gebäudes verstreichen lassen. Sollte sie ihr angekündigtes Sicherungskonzept „zeitnah“ vorlegen, werde die Behörde aber auch nach dem Ablauf der Frist prüfen, ob es zum Erhalt des Gebäudes geeignet ist. Auch eine beim Verwaltungsgericht anhängige Klage gegen die Zwangsmaßnahmen könnte sie noch stoppen.

Warum die Schiller-Oper bleiben muss
Denkmalschutz
Warum die Schiller-Oper bleiben muss

Das 1889 bis 1891 errichtete Gebäude bestand ursprünglich komplett aus Metall. Bis heute ist das Stahlskelett erhalten – als einziges seiner Art in ganz Deutschland, vermutlich ganz Europa. „Die Schiller-Oper ist damit ein besonderes Beispiel für den Beginn des modernen Stahlbaus, aber auch für die Unterhaltungsarchitektur und die Zirkusarchitektur des 19. Jahrhunderts“, erklärte die Hamburger Stadt- und Kulturforscherin Anke Rees in unserem Hintergrund-Artikel im Jahr 2017.

Autor:in
Benjamin Laufer
Benjamin Laufer
Seit 2012 bei Hinz&Kunzt. Redakteur und CvD Digitales.

Weitere Artikel zum Thema