Auswertung Winternotprogramm : 195 Obdachlose bekamen Unterkünfte

Im Vergleich zum Vorjahr mussten bereits Mitte November deutlich mehr Obdachlose im Winternotprogramm schlafen. Foto: Dmitrij Leltschuk

So viele Obdachlose wie noch nie haben aus dem Winternotprogramm heraus eine Bleibe gefunden. Hinz&Kunzt kritisiert, dass nicht allen geholfen wurde.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Für die Sozialbehörde war das Winternotprogramm für Obdachlose ein Erfolg. „Wir konnten so viele Menschen wie noch nie zuvor so beraten, dass sie Hilfsangebote annahmen“, kommentiert Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) die Auswertung Beratungsangebote in den Notunterkünften. „Das ist eine sehr gute Nachricht.“

195 ehemals Wohnungslose konnten die 14 Sozialarbeiter der Behörde in öffentliche Unterkünfte vermitteln, die auch nach dem Winter offen stehen. Im letzten Jahr waren es noch 87 gewesen. Weiteren 32 Menschen konnten durch Beratungen von Kirchengemeinden und anderen Einrichtungen eine dauerhafte Bleibe vermittelt werden. Hinzu kommen noch 50 Obdachlose, die nach Angaben der Behörde zwar „konkrete Unterbringungsperspektiven“ haben, denen allerdings noch „persönliche Vermittlungshindernisse“ im Weg stünden. Deshalb seien sie zunächst in der Notunterkunft Pik As untergebracht worden.

Zwei-Klassen-Nothilfesystem

Im zurückliegenden Winter hatten Behördenmitarbeiter erstmals Obdachlosen aus Rumänien den Zutritt zu den Notunterkünften verwehrt und damit ein Zwei-Klassen-System eingeführt. Sie seien in Hamburg „freiwillig obdachlos“, hieß es zur Begründung. Die Verweildauer von Rumänen im Winternotprogramm sei daher rückläufig gewesen, heißt es nun in der Auswertung der Sozialbehörde.

600 Obdachlose gehen zurück auf die Straße
Nach dem Winternotprogramm
600 Obdachlose gehen zurück auf die Straße

Abgewiesene Obdachlose wurden in die neu eingerichtete Wärmestube in der Hinrichsenstraße geschickt – wo sie im Sitzen schlafen mussten. Dass durchschnittlich pro Nacht nur drei Obdachlose dieses „Angebot“ angenommen haben, wertet die Behörde als „Indiz für ausreichende Selbsthilfemöglichkeiten“.

CDU kritisiert die Auswertung der Behörde

521 EU-Bürger hat die Behörde in Beratungen dazu gebracht, auf Staatskosten ins Heimatland zurück zu reisen. „Leider verschweigt der Senat, dass die staatlich finanzierte Rückreise für einige von ihnen nur ein kurzer Besuch in der Heimat war“, kritisiert die CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Franziska Grunwaldt. Manche dieser Menschen wären kurz darauf nach Hamburg zurück gereist und hier wieder als Obdachlose leben.

„Wer durch die Straßen der Innenstadt geht, sieht hier immer noch zahlreiche Menschen ohne Dach über dem Kopf.“– Franziska Grunwaldt

Grunwaldt begrüßte, dass so viele Obdachlose die Beratungsangebote angenommen hätten. „Allerdings müssen diese auch während der Sommermonate mit dem gleichen Einsatz erfolgen“, forderte sie. „Wer durch die Straßen der Innenstadt geht, sieht hier immer noch zahlreiche Menschen ohne Dach über dem Kopf.“

Hinz&Kunzt: „Eigentlich eine Selbstverständlichkeit“

Hinz&Kunzt begrüßt, dass die Vermittlungszahlen im Vergleich zum Vorjahr gestiegen sind. „Es muss aber eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, dass Menschen mit einem Rechtsanspruch auch eine Unterkunft bekommen“, sagt Hinz&Kunzt-Sozialarbeiter Stephan Karrenbauer. „Wir fordern das seit Jahren.“ Er kritisierte, dass auf der anderen Seite vielen Obdachlosen gar keine Hilfe mehr zuteil wurde: „Wir hatten in diesem Winter so viele Zelte in der Stadt, wie schon seit Jahren nicht mehr – trotz Winternotprogramm.“

Autor:in
Benjamin Laufer
Benjamin Laufer
Seit 2012 bei Hinz&Kunzt. Redakteur und CvD Digitales.

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