Schauspieler-Engagement : „Das Thema Wohnungsnot regt mich auf“

Die Schauspieler India und Philipp vom Scharlatan-Theater stellen für uns Maria und Josef auf Herbergssuche dar – unentgeltlich, weil sie mit uns auf die Wohnungsnot in Hamburg aufmerksam machen wollen.

Die Schauspieler Philipp Lang und India Roth inkognito.

Für India erfüllt sich ein Kindheitstraum: „Früher in der Schule wollte jedes Mädchen im Krippenspiel die Maria sein. Ich habe die Rolle nie gekriegt.“ Jetzt, mit 26 Jahren und als ausgebildete Schauspielerin, kommt die Gelegenheit doch noch. India gehört zum Ensemble des Hamburger „Scharlatan-Theaters für Veränderung“. Die Truppe bietet Eventaufführungen an – und hat schon öfter für Hinz&Kunzt performt. Die Scharlatane sind unsere erste Adresse, als wir eine Darstellerin und einen Darsteller für die Figuren von Maria und Josef suchen, die wir für eine Fotostrecke in Hamburg auf Herbergssuche begleiten wollen. Die Idee: Ausdrucksvolle Bilder, die ein Problem thematisieren, das in ganz Hamburg Stadtgespräch ist – die katastrophale Situation auf dem Wohnungsmarkt.

India Roth und Philipp Lang sagen spontan ja. „Das Thema regt mich einfach auf“, sagt der 25-jährige Philipp. „Es kann doch nicht sein, dass die Stadt es nicht schafft, genügend Wohnraum zur Verfügung zu stellen.“ Und India ist „dankbar für diese Möglichkeit, mich zu dem Thema zu engagieren“. Denn: India und Philipp machen ohne Gage mit.

Beide haben die Schule für Schauspiel in Hamburg besucht und haben einen staatlich anerkannten Abschluss, India mit Schwerpunkt Film, Philipp mit Schwerpunkt Theater. Zusammen haben sie zuletzt mit den Theatermachern in der Hamburger Bugenhagen-Kirche das Stück „Der zerbrochene Krug“ gespielt. Philipp ist ab Dezember auf der Bühne des Altonaer Theaters zu sehen, als Ackermann in der „Feuerzangenbowle“. India ist mit einer theaterpädagogischen Truppe in Niedersaschen und Nordrhein-Westfalen unterwegs.

Gar nicht so leicht, als freier Schauspieler seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Und das machte beiden auch die Wohnungssuche in Hamburg schwer. Bestimmt 30 Wohnungen habe sie mit ihrem Freund besichtigt, erzählt India, bis es geklappt hat. „Allerdings nur mit einer Bürgschaft unserer Eltern. Hätten wir die nicht bekommen, würden wir auch auf der Straße sitzen. “ Darüber kann India sich richtig aufregen: „Wir haben einen Schulabschluss, eine Ausbildung und sind berufstätig und haben trotzdem allein keine Wohnung gekriegt. Wie geht es erst Leuten, die nicht so einen geraden Lebensweg haben?“

Herzensangelegenheit: Für unsere Fotostrecke „Herbergssuche“ schlüpften India und Philippie in die Rollen von Maria und Josef. So ließen sie sich vor der großen Unterkunft für Obdachlose in der Spaldingstraße, in einer Turnhalle, wo Studenten auf Rollbetten schliefen, und vor der zwischenzeitlich von Aktivisten besetzten „Villa Behnke“ in Horn ablichten.

Philipp kennt einige Menschen mit Ecken und Kanten im Lebenslauf – er hat sie als Nachbarn. Denn Philipp wohnt in der Hamburger Neustadt in der Nähe des Pik As. Tag für Tag kriegt er mit, wie voll die Notschlafstätte für Obdachlose ist. Er weiß um die Sackgasse, in der sich ihre Bewohner befinden: „Wenn die Adresse Pik As ist, kriegst du keinen Job. Und wenn du keinen Job hast, kriegst du keine Wohnung.“ Diese Zustände, finden India und Philipp, sind „ein Unding“: „Man kann gar nicht oft genug darauf aufmerksam machen.“

Dossier: Wohnungsnotstadt Hamburg

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Text: Beatrice Blank
Foto: Gunnar Nicolaus

Vielen Dank für die Mitarbeit und Unterstützung: India Roth, Philipp Lang, Saskia Biel, Scharlatan-Theater. Wir danken Saga GWG, dem Studierendenwerk Hamburg, Andrea Hniopek und fördern und wohnen für die Fotogenehmigungen.