St. Georg : Suppenküche für Bedürftige

Gratis-Essen für Arme am Steindamm: Mit den Spenden von Anwohnern betreibt Volker Schmidt eine Suppenküche. Eigenes Kapital kann er nicht beisteuern. Schmidt bekommt Sozialhilfe. Seine Zeit nutzt er, um anderen Bedürftigen zu helfen.

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Vier Mal pro Woche schenkt Volker Schmidt in St. Georg Essen aus. Am Ende des Tages ist der Topf fast immer leer.

Mittags am Steindamm in St. Georg herrscht reges Treiben: Autos schieben sich durch die Straße auf der Suche nach einem Parkplatz, Angestellte eilen aus den umliegenden Bürobauten in die Pause und eine größere Gruppe Schüler befindet sich offensichtlich auf dem Weg nach Hause. Sie albern herum, bleiben dann aber an der Ecke Kreuzweg interessiert stehen. „Guck mal, was machen die denn da?“, sagt einer und zeigt auf eine kleine Menschenansammlung. Mitten auf dem Platz steht Volker Schmidt mit seiner feuerroten Gulaschkanone. Warmer Dampf steigt auf. Mit einer großen Kelle füllt der kräftige Mann mit Rauschebart Suppe in die Plastikschüsseln der Wartenden.

Steffen Roski steht neben Schmidt und hilft bei der Suppenausgabe. „Wir bieten hier Essen für Menschen, die kein Geld haben“, erklärt  er. „Cool“, findet das einer der Schüler. Andere nicken anerkennend, bevor sie wieder weiterziehen: nach Hause, zurück ins Warme. Nur Schmidt und Roski verharrt weiter in der Kälte. Seit dem 7. Januar bietet Schmidt auf diesem Platz Essen an. Roski ist sozusagen sein Pressesprecher. „Es war nicht leicht, das Projekt durchzusetzen“, so Roski. Gewerbetreibende hätten aus Angst vor einem neuen Anlaufpunkt für arme Menschen versucht, das Projekt zu behindern. Schlussendlich habe der Bezirk aber dann doch grünes Licht gegeben. Und durch die Förderung vom Stadtteilbeirat und dem Bezirk sowie weitere Spenden konnte Schmidt schließlich die Gulaschkanone aus alten DDR-Zeiten in Dresden erwerben.

Bildergalerie: Suppenküche St. Georg


  • Es gibt keinen Speiseplan. Gekocht wird, was da ist. Dieses Mal besteht die Suppe aus Kartoffeln, Grünkohl und Speck.

  • „Für bis zu 60 Menschen wird täglich gekocht. Am Nachmittag ist der Topf fast immer leer“, sagt Schmidt.

  • Nachdem die Suppenküche eröffnete, wurde der Zaun aufgestellt. „Es soll sich wohl niemand dort unterstellen können“, mutmaßt Roski.

Vier Mal die Woche steht Schmidt jetzt mit seiner Gulaschkanone auf dem Platz an der Ecke Kreuzweg. Gekocht wird in der Brennerstraße 20, einem ehemaligen Bürogebäude, dass der Eigentümer bis zum Abriss einer Anwohnerinitiative überlassen hat. Dort wird geschält, geschnibbelt, püriert und gekocht. „Zwei, drei Leute helfen mir meistens dabei“, sagt Schmidt. „Und von 12 bis 15 Uhr stehen wir hier und schenken Essen aus.“

Während er das erzählt, kommt ein Mann und bittet um Essen. Fast schon entschuldigend fügt er an: „Ich habe leider kein Geld.“ Die Freude ist groß, als Schmidt ihm eine Schüssel füllt. Die Bedenken wischt Schmidt rigoros mit einer Handbewegung weg. „Bei mir bekommt jeder etwas, ohne zahlen zu müssen“, sagt er. Und es sind viele, die im Verlauf der drei Stunden um Essen bitten: Obdachlose, Flüchtlinge, Wanderarbeiter und sogar Angestellte, die wegen ihrem geringen Gehalts sich keinen Mittagstisch leisten können.

Wenn Schmidt seine Gulaschkanone am Nachmittag wieder von dem Platz herunter schiebt, dann ist für ihn noch lange nicht Feierabend. „Ich muss noch den Topf reinigen und mit den Spenden einkaufen gehen“, erläutert Schmidt. In den umliegenden Supermärkten stößt seine Suppenküche überwiegend auf Zustimmung. „Da bekomme ich Rabatt und manchmal gibt es die ein oder andere Essenspende“, sagt Schmidt.

Denn ohne Spenden lässt sich das Projekt nicht finanzieren. Gewinne macht Schmidt nicht. Jeder gespendete Cent fließt zurück in neues Essen, sagt Schmidt. Selber Geld dazugeben, dass kann er nicht. Schmidt lebt von Hartz IV. Seine „mobile Volxküche“, wie Schmidt seine Hilfeeinrichtung nennt, ist für ihn fast zu einem Vollzeitjob geworden. Nur Freitag bis Sonntag wird nicht gekocht. „Da kümmere ich mich dann auch mal um mich“, sagt Volker und grinst.

Bis zum 31. März läuft die Genehmigung für seine Armenspeisung. „Wir wollen weitermachen “, sagt Roski. Schließlich wäre ihr Projekt inzwischen mehr als eine Suppenküche, sondern ein Ort an dem Nachbarn und Neuankömmlinge sich begegnen und ins Gespräch kommen.

Text: Jonas Füllner
Foto: Mauricio Bustamante

Wer Volker Schmidt und seine Suppenküche unterstützen will, kann Lebensmittel wie Kartoffeln, Reis, Gewürze oder auch Fleisch spenden. Diese können direkt bei Volker Schmidt am Standort Kreuzweg / Ecke Steindamm von 12 bis 15 Uhr abgegeben werden.