Tod auf der Straße : 25 Obdachlose starben im Winter in Hamburg

Zwischen diesen Garagen in Billstedt wurde im November der Obdachlose Daniel tot aufgefunden. Foto: Mauricio Bustamante.

Im zurückliegenden Winter sind nach Recherchen von Hinz&Kunzt sieben Obdachlose auf Hamburgs Straßen gestorben. 18 weitere Menschen ohne festen Wohnsitz starben im Krankenhaus.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Seit Anfang November sind in Hamburg nach Angaben der Polizei, des Universitätsklinikum Eppendorf und des Senats insgesamt 25 Menschen ohne festen Wohnsitz gestorben – im Schnitt mehr als fünf Tote pro Monat. Die Angabe “ohne festen Wohnsitz” bedeutet, dass Betroffene keine Meldeanschrift haben. Die Menschen leben aber nicht alle auf der Straße, sondern zum Beispiel auch in Notunterkünften der Stadt oder bei Bekannten. Bei 7 der 25 Toten steht allerdings fest, dass sie obdachlos waren. Diese Menschen starben nicht im Krankenhaus, sondern auf der Straße oder im öffentlichen Raum.

„Es macht mich immer wieder fassungslos, dass so viele obdachlose Menschen in Hamburg auf der Straße sterben – trotz Winternotprogramm“, sagt Olga Fritzsche. Die sozialpolitische Sprecherin der Linksfraktion hatte die parlamentarische Anfrage gestartet. Sie kritisiert, dass Obdachlose auch in diesem Winter tagsüber die Notunterkünfte verlassen mussten. „Dass der Senat bei einer ganztägigen Öffnung eine Sogwirkung nach Hamburg befürchtet, ist wirklich grotesk“, sagt Fritzsche. „Hamburg braucht endlich alternative Unterbringungsangebote, die die Menschen auch annehmen.“

Sein Name war Daniel
Ein Obdachloser wurde tot aufgefunden. Eine Spurensuche
Sein Name war Daniel
Ein Obdachloser ist Ende November tot in einem Garagenhof in Billstedt gefunden worden. Wer war der Mann? Eine Spurensuche

In der Regel sterben Obdachlose deutlich früher als die Durchschnittsbevölkerung. Die beiden Menschen, die rund um den Jahreswechsel starben, wurden beispielsweise 59 Jahre alt. Laut einer Studie des Universitätsklinikums Eppendorf werden Obdachlose in Hamburg im Schnitt sogar nur 43 Jahre alt.

Statistiken zu Todesfällen von Obdachlosen werden von der Polizei oder den Behörden nicht gesondert erhoben. Die vorliegenden Zahlen beruhen bislang auf sogenannten nicht qualitätsgesicherten Analysen von Kliniken, Polizei und Gerichtsmedizin sowie Hinz&Kunzt-Recherchen. Sicher ist lediglich, dass weit mehr als 50 Menschen ohne festen Wohnsitz allein im vergangenen Jahr in Hamburger Krankenhäusern starben. Eine konkrete Zahl zu Obdachlosen gibt es allerdings: 27. So viele Menschen starben in der Regel allein, ohne Begleitung und von niemanden wahrgenommen auf Hamburgs Straßen im Jahr 2023.

Update vom 21. März 2024: In einer vorherigen Version dieses Artikels hatten wir berichtet, dass im Winter acht Obdachlose auf der Straße starben. Einer der acht Obdachlosen wurde allerdings noch ins Krankenhaus gebracht und starb erst dort. Er zählt somit zu den bereits erfassten 18 Menschen ohne festen Wohnsitz, die im Krankenhaus im Winter starben. Insgesamt liegt die Zahl der toten Obdach- und Wohnungslosen demnach bei 25 in diesem Winter.

Autor:in
Jonas Füllner
Jonas Füllner
Studium der Germanistik und Sozialwissenschaft an der Universität Hamburg. Seit 2013 bei Hinz&Kunzt - erst als Volontär und inzwischen als angestellter Redakteur.

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