Nirgendwo sonst in Hamburg liegen Armut und Reichtum so dicht beieinander wie im Bezirk Altona. Die Großwohnsiedlung Osdorfer Born und die Villenkolonie Hochkamp trennen keine zwei Kilometer – und trotzdem Welten.
Die Sonne strahlt. Anja Olomski und ihre Tischnachbarin sitzen im Schatten von Bäumen an einem Tisch. Mit Holzbesteck löffeln sie dampfende Nudeln in Spinatsoße aus braunen Pappschalen. In der Luft liegt der Duft von Knoblauch, Thymian und anderen Gewürzen. „Sehr lecker“, sagt Anja Olomski und ihre Tischnachbarin nickt zustimmend. Zwischen den Hochhäusern des Osdorfer Borns betreibt das Deutsche Rote Kreuz (DRK) ein idyllisch gelegenes Stadtteilzentrum. Unter der Woche öffnet eine Fahrradselbsthilfewerkstatt, es gibt Beratung und kostenlose Kleidung. An diesem Samstagmittag Anfang August stehen nur die Türen zu den Toiletten offen. Die etwa 20 Gäste sitzen im Freien, auf dem Hof macht ein DRK-Foodtruck Station, von dem aus Ehrenamtliche kostenloses Essen ausgeben.
„Die Portionen sind nur etwas zu groß“, schiebt Anja Olomski hinterher und schmunzelt. „Ich nehme den Rest mit, dann habe ich für morgen gleich wieder was“, sagt die 49-Jährige, die seit 25 Jahren in der Großwohnsiedlung lebt. Ein paar Tische weiter hat eine vierköpfige Familie Platz genommen. Sie wohnt in einem der Hochhäuser, die man über den Baumwipfeln erspähen kann. Während die Langzeitarbeitslose Olomski ohne Umschweife über Schimmel in ihrer Wohnung und Lärm durch Nachbarn klagt, ist die aus dem Iran stammende Familie zurückhaltender. Ihren Namen möchte sie nicht im Magazin lesen.
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