Obdachlosigkeit : Schon 23 Menschen sind dieses Jahr auf Hamburgs Straßen gestorben

Mindestens 1910 Menschen leben obdachlos in Hamburg. Allein in diesem Jahr sind schon 23 Hamburger Obdachlose auf der Straße gestorben. Archivfoto: Mauricio Bustamante

Seit Jahresbeginn sind mindestens 23 Obdachlose auf Hamburgs Straßen gestorben. Die Linke und Hinz&Kunzt bemängeln Lücken im Hilfesystem.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Lungenentzündungen, innere Blutungen, Herzinfarkt und Unterkühlung: Das sind einige von zahlreichen vermeidbaren Gründen, wegen denen Obdachlose in diesem Jahr auf Hamburgs Straßen gestorben sind. Aufgelistet sind die Todesursachen in einer Senatsantwort auf eine Bürgerschaftsanfrage der Linksfraktion. Allein seit Mai sind demnach 15 Menschen ohne festen Wohnsitz auf Hamburgs Straßen gestorben. Addiert man die 8 Obdachlosen hinzu, die zwischen Januar und April starben, sind dieses Jahr bereits 23 Menschen in aller Öffentlichkeit gestorben.

„Dass immer noch Menschen vom bestehenden Hilfesystem nicht erreicht werden, ist besorgniserregend“, sagt Stephanie Rose, sozialpolitische Sprecherin der Linksfraktion angesichts der Zahlen: „Statt Unsummen für Security-Personal in temporären Massenunterkünften zu stecken, fordern wir in den Haushaltsberatungen den bedingungslosen Zugang zu Wohnraum für obdachlose Menschen.“ Weiter fordert die Sozialpolitikerin mehr Housing-First-Plätze und ein Förderprogramm, um Wohnungen für obdach- und wohnungslose Menschen zu schaffen – flankiert von niedrigschwelligen Hilfsangeboten und aufsuchender Sozialarbeit.

„Auf Hamburger Straßen sterben ganzjährig Menschen. Das ist ein Zustand, an den wir uns niemals gewöhnen dürfen“, sagt Hinz&Kunzt-Geschäftsführer Jörn Sturm und nimmt insbesondere die Gesundheitsversorgung obdachloser Menschen in den Blick: „Ganz offensichtlich weist das Hamburger Hilfesystem eine erhebliche Lücke für die Menschen auf, die sich keinen Zugang zum deutschen Gesundheitssystem verschaffen können und dann an ihren vielfältigen Erkrankungen versterben. Hier besteht dringender Handlungsbedarf.“

Das Institut für Rechtsmedizin (IfR) zählt seit Mai sogar 24 Verstorbene ohne festen Wohnsitz. Diese Zahl erfasst auch Obdach- und Wohnungslose, die nicht im öffentlichen Raum verstorben sind.

Autor:in
Lukas Gilbert
Lukas Gilbert
Studium der Politikwissenschaft in Hamburg und Leipzig. Seit 2019 bei Hinz&Kunzt. Zunächst als Volontär, seit September 2021 als Redakteur.

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