Offener Brief : Migrationsberatung beklagt „selektives Willkommen“

Hamburger Migrationsberatungsstellen kritisieren die ungleiche Behandlung von Geflüchteten aus der Ukraine und anderen Krisengebieten. In der aktuellen Solidaritätswelle könne die Chance für eine humane Integrationspolitik liegen.

Hinz&Kunzt Randnotizen

Freitags informieren wir per Mail über die Nachrichten der Woche:

In einem offenen Brief sprechen sich drei Hamburger Träger der Migrationsberatung gegen eine unterschiedliche Behandlung von Geflüchteten aus der Ukraine und anderen Staaten aus. Dieses „selektive Willkommen“ spalte und sei empörend. Das BHI Hamburg Süd, die Interkulturelle Begegnungsstätte und Verikom fordern eine für alle Menschen geltende, humane Integrationspolitik, die sich an der aktuellen Aufnahmebereitschaft orientiert.

Die aktuelle gesellschaftliche Solidarität, das politisch gewährte Bleiberecht und die offenen Zugänge zu Sozialleistungen, zum Arbeits- und Wohnungsmarkt für ukrainische Geflüchtete machten ihnen auch Hoffnung auf Veränderung. In der Migrationssozialarbeit mache man derzeit die neue Erfahrung, „was bei entsprechendem politischen Willen alles möglich ist“. Dass Menschen in existenzieller Not nicht in jahrelanger Aufenthaltsunsicherheit leben müssen, möglichst nicht in Massenunterkünften unterkommen, sondern schnell in Schulen, Deutschkursen, Arbeitsstellen eingegliedert werden – all das sei genau der richtige Weg, für alle Geflüchteten.

Unter den Geflüchteten aus anderen Kriegs- und Krisengebieten, beispielsweise Afghanistan, Syrien oder Somalia, lebten viele nach zehn Jahren noch in existenzieller Unsicherheit. Kinder wachsen in Sammelunterkünften auf und Menschen stehen trotz Arbeit und Ausbildung ständig vor einer möglichen Abschiebung.

Es dürfe nicht sein, heißt es im Brief, dass „Jobcenter, Ausländerbehörden und Beratungsstellen die Anträge von ukrainischen Geflüchteten prioritär behandeln (müssen!)“. Hier würden Menschen „auf gefährliche Weise gegeneinander ausgespielt“, so die Verfasser:innen des Briefes.

Sie fordern mehr Ressourcen und Möglichkeiten für die Integration der Ankommenden – und der schon seit Jahren Wartenden in Hamburg.

Autor:in
Anna-Elisa Jakob
Anna-Elisa Jakob
Ist 1997 geboren, hat Politikwissenschaften in München studiert und ist für den Master in Internationaler Kriminologie nach Hamburg gezogen. Schreibt für Hinz&Kunzt seit 2021.

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