Schülerstudie : Mietpreise steigen auf neuen Rekordwert

Bislang werteten die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Ohmoor die Inserate händisch aus. Diesmal konnten sie auch auf komplette Datensätze zugreifen. Foto: Actionpress/ Pool 367

Wer in Hamburg eine neue Wohnung sucht, muss immer mehr bezahlen: Um 5,8 Prozent sind die Angebotsmieten in Hamburg im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Das fanden die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Ohmoor heraus.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Während die Durchschnittsmiete im Vorjahr nach neuer Datenlage bei 12,51 Euro pro Quadratmeter lag, betrug sie in diesem Jahr schon 13,24 Euro – das ist ein Zuwachs von 5,8 Prozent. Mit Verweis auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes stellten die Geographieschüler des Gymnasiums Ohmoor fest: Die Mietpreise sind sogar mehr als drei mal so schnell angestiegen wie die allgemeinen Lebenshaltungskosten.

Besonders in verhältnismäßig günstigen Stadtteilen wie Niendorf mache sich das bemerkbar. Hier müsste eine vierköpfige Familie für eine Wohnung von 110 Quadratmetern bereits 1250 bis 1350 Euro monatlich aufbringen – bei einem durchschnittlichen Nettoverdienst von 3500 Euro pro Haushalt, hieß es bei der Vorstellung der Untersuchung am Montag. Die Werte zeigen: Selbst in Stadtteilen, in die Mieter bislang noch ausweichen konnten, wird der Mietmarkt spürbar eng.

Mehr Daten, genauere Analyse

„Würde die Mietpreisbremse funktionieren, hätten wir bei den Neuvermietungen nicht solche Sprünge“, erklärt Siegmund Chychla, Vorsitzender des Mietervereins zu Hamburg, der die Ergebnisse der Schülerstudie mit den Gymnasiasten zusammen präsentierte. Ziehe eine Familie um in einen Neubau, dann werde dadurch eben nicht eine günstigere Wohnung frei. Vielmehr steige auch in der früheren Wohnung der Mietpreis an. Die Mietpreisbremse wirke im Wesentlichen aus zwei Gründen nicht, sagt Chychla: Zum einen würden Verstöße nicht sanktioniert. Zum anderen gebe es zu viele Ausnahmen.

Jedes Jahr werten die Gymnasiasten aus St. Georg im Geographieunterricht Immobilieninserate aus, um die Preisentwicklung für neu angebotene Wohnungen zu ermitteln. In diesem Jahr konnten sie ihre Statistik zusätzlich auf komplette Datensätze des Portals Immowelt stützen, sodass erstmals ein Überblick über die Gesamtzahl der Wohnungsinserate in einem Monat möglich wurde. Sie verglichen Anzeigen aus März 2019 mit denen aus März 2018. Insgesamt flossen 3005 Angebote aus Hamburg in die Statistik ein.

Mietervereins-Vorsitzender: Sozialer Zusammenhalt ist in Gefahr

Die Auswertung bezieht sich ausschließlich auf Wohnungen, die neu zur Miete angeboten werden. Man kann aus ihr also nicht ablesen, wie viel Geld die Hamburger im Schnitt für die Miete ausgeben. Bestehende Vertragsmieten, Zwischenmieten oder gar Schwarzvermietungen fließen nicht ein. Doch die Schülerstudie zeigt, wohin sich der Mietmarkt entwickelt und was auf Menschen zukommt, die in Hamburg eine neue Wohnung finden wollen oder müssen. Und diese Zahlen steigen weiter und weiter.

„Sehr viele Menschen wollen das nicht mehr im Stillen über sich ergehen lassen.“– Siegmund Chychla, Mieterverein zu Hamburg

Mietervereins-Chef Chychla sorgt sich deshalb inzwischen auch um den sozialen Zusammenhalt in Hamburg. „Wenn wir diesen steilen Anstieg weiterhin haben, dann werden sich sehr viele Menschen in der Stadt ausgeschlossen fühlen“, erklärte er. Das mache sich in den Beratungen des Vereins bemerkbar, aber auch bei zahlreichen Demonstrationen gegen die Preisspirale auf dem Wohnungsmarkt: „Wir haben die Wahrnehmung, dass sehr viele Menschen das nicht mehr im Stillen über sich ergehen lassen wollen.“

Autor:in
Annabel Trautwein
Annabel Trautwein
Annabel Trautwein schreibt als freie Redakteurin für Politik, Gesellschaft und Kultur bei Hinz&Kunzt - am liebsten über Menschen, die für sich und andere neue Chancen schaffen.

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