Mach’s gut, Fred …

Wir können es noch immer nicht glauben: Unser langjähriger Verkäufer, Freund und Mitstreiter Fred Kötteritzsch ist tot. Am 31. März starb er im Krankenhaus in Wilhelmsburg
(aus Hinz&Kunzt 195/Mai 2009)

Fred Kötteritzsch ist tot. Wir können es nicht fassen. Der 52-Jährige war einer unserer beliebtesten und bekanntesten Verkäufer. Seit 1997 verkaufte er Hinz&Kunzt, seit 1999 vor Marktkauf in Buxtehude. Er besuchte regelmäßig eine Schule in Jork, um Kindern und Jugendlichen von seiner Zeit als Obdachloser zu erzählen, organisierte zusammen mit der Buxtehuder Tafel einen Flohmarkt. Fred war für viele wesentlich mehr als „nur“ ein Verkäufer: Er war eine Institution, für manche sogar ein Freund. Sein Tod kam für uns überraschend, obwohl der Diabetiker wegen seines schwachen Herzens immer wieder ins Krankenhaus musste. Wie es ihm dabei erging, beschreibt er in einem Brief, den er uns im Winter schrieb, nachdem er wieder mal „dem Tod von der Schippe gesprungen“ war. Lieber Fred, wir werden dich vermissen!

Danke an alle!
Es ist schön und macht mich stolz, wie viele Menschen sich um mich Sorgen machen. In den letzten Jahren war ich ja immer mal wieder krank, doch hat es mich diesmal richtig umgehauen. Am 25.11. bin ich nachts wach geworden und spürte eine immense Unruhe, bin in der Wohnung immer auf und ab gerannt, dann mal wieder ans Fenster, um Luft zu holen. Als das alles nicht besser wurde, habe ich mir die 112 gerufen. Ich weiß noch, dass ich mit den Feuerwehrsanitätern die Treppe runtergegangen bin. Das nächste Bild war dann das Aufwachen auf der Intensivstation im Krankenhaus Wilhelmsburg mit der Beatmungsmaske vorm Gesicht. Der erste Mensch, der mich besucht hat, war unser Chef von Hinz&Kunzt, Dr. Jens Ade, er hat mir schon erzählt, dass der Chef von Marktkauf sich um mich Sorgen gemacht hat und schon angerufen hat.
Wenn man so hilflos ist, weiß man, wie schwer es ist, wenn man alleine lebt. Zu allem Pech kam hinzu, dass mein Handy leer war, Telefonnummern hat man ja nicht im Kopf.
Mein bester Kumpel war zu dem Zeitpunkt im Urlaub, konnte mir also auch nicht helfen. Denn er besitzt auch meinen Zweitschlüssel. Nachdem er zurück war, hat er mich erst mal mit Klamotten versorgt und sich um mein Aquarium gekümmert. Gott sei Dank haben es alle Fische überlebt!
Der ganze Aufenthalt im Krankenhaus hat dieses Mal dreieinhalb (Wochen?) gedauert. Am 29.12. fahre ich zur Anschlussheilbehandlung erst mal nach Malente. Ich habe vor Weihnachten noch ein paar halbe Tage meine Hinz&Kunzt verkauft. Da habe ich erlebt, wie viele Menschen an meinem Schicksal teilgenommen haben oder nehmen. Das hat mich so sehr gerührt, dass ich allen Menschen, auch Marktkauf, dafür ganz herzlich danken muss.
Ich hoffe, dass ich euch nicht noch einmal so einen Schrecken einjagen muss. Ich danke allen und hoffe noch lange euer Fred zu bleiben. Danke!

H&K-195-Fred-StartFred wurde 1957 in Bremen geboren, haute schon mit 17 von zu Hause ab, jobbte als Discjockey, in einer Drückerkolonne und einer Taxizentrale. Er war verheiratet und hatte Kinder, aber die Ehe hielt nicht lange. Seine Frau verließ ihn – und er fiel in ein tiefes Loch. In Spitzenzeiten trank er zwei Flaschen Weinbrand am Tag. Er fand wieder eine Freundin, aber auch diese Beziehung hielt nicht und die Frau zeigte ihn an, weil er in der Taxizentrale schwarzarbeitete. Irgendwann war er ganz unten angekommen, mit einem riesigen Schuldenberg, ohne jede Hoffnung und ohne Wohnung. 1997 fing er bei Hinz&Kunzt als Verkäufer an. Ein Lichtblick für den Mann, der zum absoluten Pessimisten geworden war. Hier lernte er endlich Menschen kennen, die ihn so mochten, wie er war.


Seit 1999 verkaufte Fred vor dem Marktkauf in Buxtehude. Morgens um sechs klingelte sein Wecker, damit er pünktlich an seinem Verkaufsplatz sein konnte. „So früh steht man ja nicht für irgendwas auf. Das ist hier mein Traumplatz“, sagte er immer wieder. Zum Chef des Marktkaufs entwickelte Fred eine ganz besondere Beziehung. Hartmut Holst sagte einmal, dass er Fred quasi „mitübernommen“ habe, als er im Jahr 2000 Leiter des Supermarktes wurde, und durchaus skeptisch gewesen sei. Das hat sich allerdings schnell gelegt. Wann immer er konnte, unterstützte er Fred.
Seit 1999 verkaufte Fred vor dem Marktkauf in Buxtehude. Morgens um sechs klingelte sein Wecker, damit er pünktlich an seinem Verkaufsplatz sein konnte. „So früh steht man ja nicht für irgendwas auf. Das ist hier mein Traumplatz“, sagte er immer wieder. Zum Chef des Marktkaufs entwickelte Fred eine ganz besondere Beziehung. Hartmut Holst sagte einmal, dass er Fred quasi „mitübernommen“ habe, als er im Jahr 2000 Leiter des Supermarktes wurde, und durchaus skeptisch gewesen sei. Das hat sich allerdings schnell gelegt. Wann immer er konnte, unterstützte er Fred.
Im Juli 2003 zierte Fred im Trikot vom damaligen Fußball-Nationalspieler Marco Bode unser Titelblatt. Wir inszenierten damals Träume von Verkäufern: Fred, der erklärtermaßen nicht sehr sportlich war, träumte davon, neben Otto Rehagel auf der Trainerbank zu sitzen. Oder noch verwegener: selbst eine kleine Jugendmannschaft zu trainieren. „Das fänd ich schön, die Jungen so zu begleiten, von unten nach ganz oben“, sagte er damals. „Ich wette, ich wäre ein lockerer Trainer, denn eins ist wichtig: Fußball muss immer Spaß machen.“ Fred hatte mit 16 in der Bremer Landesauswahl gespielt, dann aber aufgehört: „Wegen der Zunahme meines Bauchumfangs und Trainingsfaulheit.“
Im Juli 2003 zierte Fred im Trikot vom damaligen Fußball-Nationalspieler Marco Bode unser Titelblatt. Wir inszenierten damals Träume von Verkäufern: Fred, der erklärtermaßen nicht sehr sportlich war, träumte davon, neben Otto Rehagel auf der Trainerbank zu sitzen. Oder noch verwegener: selbst eine kleine Jugendmannschaft zu trainieren. „Das fänd ich schön, die Jungen so zu begleiten, von unten nach ganz oben“, sagte er damals. „Ich wette, ich wäre ein lockerer Trainer, denn eins ist wichtig: Fußball muss immer Spaß machen.“ Fred hatte mit 16 in der Bremer Landesauswahl gespielt, dann aber aufgehört: „Wegen der Zunahme meines Bauchumfangs und Trainingsfaulheit.“
Im Januar 2006 wurde Fred zum Lieblingsverkäufer gewählt. Vorgeschlagen hatten ihn seine Kundinnen Christa Steegmann, Johanna Sehmrau und Cornelia Müller (von links). Als die Nachricht von Freds Tod die Runde machte, hielten Hunderte von Kunden an seinem Verkaufsplatz inne. Auch viele Kinder und Jugendliche werden traurig sein: Fred erzählte am Schulzentrum in Jork häufig über Obdachlosigeit. Er selbst hatte sie zum Glück überwunden und lebte seit Jahren in einer kleinen Wohnung in Wilhelmsburg.
Im Januar 2006 wurde Fred zum Lieblingsverkäufer gewählt. Vorgeschlagen hatten ihn seine Kundinnen Christa Steegmann, Johanna Sehmrau und Cornelia Müller (von links). Als die Nachricht von Freds Tod die Runde machte, hielten Hunderte von Kunden an seinem Verkaufsplatz inne. Auch viele Kinder und Jugendliche werden traurig sein: Fred erzählte am Schulzentrum in Jork häufig über Obdachlosigeit. Er selbst hatte sie zum Glück überwunden und lebte seit Jahren in einer kleinen Wohnung in Wilhelmsburg.


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„Er war ein großartiger Mensch“ Freds Kunden in Buxtehude trauern um ihren Verkäufer und Freund. Zwei Nachrufe Nun ist er fort. Dort wo er Jahre gestanden hat, stehen Blumen. Am 28. März habe ich noch mit ihm telefoniert. Er rief mich an, um mir zu sagen, dass er mal wieder fünf Tage Groß Sand gebucht habe. Wir haben gelacht, wie jedes Mal. Ich sagte noch: „Ich melde mich.“ Jedes Mal habe ich ihn im Krankenhaus besucht. Nur dieses eine Mal habe ich es vergessen.
Die Woche war stressig. Ich hatte mein Auto kaputt gefahren und meine beste Freundin hatte Sorgen. Aber ich hätte doch Zeit gehabt. Und nun fahre ich am Freitagabend die Rolltreppe bei Marktkauf hoch und sehe dort Blumen stehen. Der Schmerz durchzieht mein Herz. Ich habe am 31. März einen Freund verloren. Die Tränen laufen mir über die Wangen.
Fred war ein ganz besonderer Mensch. Er hat uns jedes Jahr zu seinem Geburtstag eingeladen und wir haben viele schöne Momente erlebt. Diesen Sommer sollte er endlich mal bei uns zum Grillen kommen. Wir haben diesen Termin immer wieder verschoben … und jetzt ist es zu spät. Was bleibt ist Leere …
Eine Postkarte von Fred vom letzten Kuraufenthalt. Die Angel, die er meinem Sohn zum Geburtstag geschenkt hat, und viele schöne Erinnerungen.
Ich werde Fred nie vergessen, er war ein großartiger Mensch. Das Leben geht weiter, aber es zeigt uns immer wieder, wie kurz die Zeit ist. Ich hätte Fred gern noch mal gedrückt und gern noch mal mit ihm gelacht. In meinem Herzen lebt er weiter.
Christiane Steffen und Familie

Warum merkt man nur, dass man etwas Wichtiges verloren hat, wenn es nicht mehr da ist?
Jedes Mal, wenn ich die Rolltreppe in unserem Supermarkt hinauffahre, wandert mein Blick automatisch nach links. Doch das freundliche Nicken, begleitet von einem Lächeln, wird niemals wiederkommen.
Warum nicht? Fred Kötteritzsch fehlt mir. Er war kein guter Freund von mir. Genau genommen kannte ich ihn nicht einmal sehr gut. Dennoch hatte er mir etwas bedeutet. Er hatte immer ein nettes Wort übrig. Kinder bekamen immer etwas Süßes von ihm. Obwohl er sehr gelitten hat in seinem Leben, hatte er so viel zu geben.
Ich wusste, er lebte in Wilhelmsburg, und ich wusste, er hatte einen Herzanfall und seither einen Herzschrittmacher. Aber ich wusste auch, dass er oft sehr einsam zu Hause war. Ich wusste, dass er sich sehr über den Besuch von der Toilettenfrau gefreut hatte, als er im Krankenhaus lag. Und ich wusste, dass er sehr gerne nach Buxtehude gezogen wäre.Schade, dass sein Wunsch nicht in Erfüllung gehen konnte. Ich hätte es ihm von ganzem Herzen gewünscht.
Die Welt ist um einen besonderen Menschen ärmer geworden …
Leb wohl, Fred Kötteritzsch.
An dir konnte man sehen, dass es sich immer lohnt, hinter die
Fassade zu gucken. Jeder Mensch verdient es, respektiert zu werden.
Ruhe in Frieden! Patricia Botticelli

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