Hartz-IV-Detektiv Onno Viets : Krimi-Lesung mit Frank Schulz

Der Hamburger Krimi-Autor Frank Schulz hat einen der schrägsten Detektive der Literaturgeschichte geschaffen: den sympathischen Hartz-IV-Detektiv Onno Viets. Am Dienstag liest Schulz aus seinem aktuellen Roman im Nochtspeicher.

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Hat gerade den mit 10.000 Euro dotierten „Kasseler Literaturpreis für grotesken HUMOR“ bekommen: Autor Frank Schulz.

Frank Schulz ist einer, dem man sofort 50 Euro leihen würde. Ein seriöser, höflicher Typ, dessen Augen leicht skeptisch hinter seiner runden Brille hervorblicken. Ein anderes Kaliber sind die Figuren in Schulz’ neuem Roman „Onno Viets und das Schiff der baumelnden Seelen“. Held Onno ist Mitte 50, Hartz- IV-Empfänger und arbeitet gelegentlich als Detektiv. Er macht nicht viele Worte, ist faul, aber sympathisch. Frank Schulz mag seinen Helden: „Onno Viets ist ein bisschen aus Trotz entstanden. Ich wollte eine Figur schaffen, die sich der Leistungsgesellschaft verweigert, aber nicht daran zerbricht und die Schuld den anderen gibt.“

Weniger nett ist der zweite Protagonist: Donald Maria Jochemsen. Ein verkrachter Künstler, der viel redet, viel trinkt und etliche Macken hat. Nun hat er sich in eine junge Frau verliebt, möchte sie an ihrem Arbeitsplatz überraschen, einem Kreuzfahrtschiff. Er nimmt Onno mit, um seiner Tausend Ängste und Neurosen Herr zu werden. Das gelingt nur bedingt, zumal auch Onno psychische Probleme hat und die beiden oft zu tief ins Glas schauen. Was sie auf der einwöchigen Mittelmeerkreuzfahrt erleben, ist irre und endet überraschend. „Nicht den Schluss verraten!“, so Schulz. „Ich hasse es, wenn Journalisten die Pointe ausplaudern.“

Video: Frank Schulz liest „Onno Viets und der Irre vom Kiez“

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Keine Sorge, machen wir nicht. Aber wie kommt man auf diese wilde Mischung aus derben Szenen, Milieustudien und Sprachakrobatik? „Die Ideen fliegen mich an“, so Schulz, räumt aber ein, dass die sehr authentisch beschriebenen Trink- und Kneipenszenen auf eigenem Erleben beruhen. „Aber seit 2002 trinke ich keinen Alkohol mehr.“ Auch die prekären Lebensumstände seiner Helden sind ihm vertraut. „Bei mir haben sich immer Phasen als angestellter Redakteur mit denen als freier Schriftsteller abgewechselt. Zwischendurch war ich auch arbeitslos.“

Gerade hat der Autor den mit 10.000 Euro dotierten „Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor“ bekommen. Und kann sich auf das konzentrieren, was er schon als Junge in seinem kleinen Dorf bei Stade geliebt hat: das Schreiben. „Ich war ein Stubenhocker, habe mit elf Tagebuch geschrieben und mit 13 absurde Krimis.“ Mit 16 verlässt Schulz die Schule, macht eine kaufmännische Lehre in Hamburg. „Das war ein Kulturschock“, erinnert er sich. „Ich war ein Landei. Am Anfang bin ich immer zum Fenster gerannt, wenn ich einen Polizeiwagen gehört habe.“

Später veröffentlicht er Beiträge in Anthologien, vollendet mit 34 seinen ersten „ernsthaften“ Roman, weitere folgen. Nun schreibt Schulz wieder absurde Krimis. Aber Welten entfernt von denen aus Kindertagen. Sondern über Onno Viets, der ein zufriedenes Leben abseits der Leistungsgesellschaft führt.

Text: Sybille Arendt
Foto: Miguel Ferraz

Di., 21.4., Nochtspeicher, Bernhard-Nocht-Straße 69a, 20 Uhr, 9 Euro 

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