Bezirk Hamburg-Mitte : Kostenloser Personalausweis für Obdachlose

Ohne einen gültigen Personalausweis ist es beispielsweise nicht möglich sich beim Jobcenter oder zur Sozialversicherung anzumelden. Foto: Christian Ohde / actionpress

Etwas Erleichterung für Hamburgs Obdachlose: Im Bezirk Mitte erhalten sie künftig einen gebührenfreien Personalausweis. Die Kosten dafür übernimmt das Bezirksamt.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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Obdachlose können ab dem 1. Mai ihre Personalausweise im Hamburger Bezirk Mitte beantragen, ohne Gebühren dafür zahlen zu müssen. Das für ein Jahr geltende Pilotprojekt hat die Koalition aus SPD, CDU und FDP in der Bezirksversammlung angestoßen. „Ohne Perso gibt es viele Sozialleistungen nicht, keine Chance auf Arbeit und damit weiterhin ein Leben auf der Straße“, sagt Dian Diaman, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der FDP. „Wir müssen es Obdachlosen schnell und unbürokratisch ermöglichen, einen Perso zu bekommen.“

In der Vergangenheit wurden etwa 600 Ausweise an alleinstehende, wohnungslose Menschen pro Jahr im Bezirksamt Mitte ausgegeben. Dafür mussten die Betroffenen sich um Unterstützung von Hilfseinrichtungen bemühen, die dann über Spenden die Kosten übernahmen, erläutert eine Sprecherin des Bezirksamtes gegenüber Hinz&Kunzt. Jetzt übernimmt das Bezirksamt die anfallenden Verwaltungskosten aus Sondermitteln der Bezirksversammlung. „Diese Initiative entlastet Initiativen und Vereine, die bisher in vielen Fällen die ehrenamtliche Finanzierung von solchen Personalausweisen übernommen haben“, ergänzt der Fraktionsvorsitzende der CDU, Dr. Gunter Böttcher.

„Obdachlosigkeit ist kein Anblick an den wir uns gewöhnen dürfen“, sagt Timo Fischer, Fraktionsvorsitzender der FDP. „In Hamburg-Mitte wollen wir Obdachlosigkeit den Kampf ansagen. Deshalb setzt sich unsere Koalition nicht nur für Housing First ein. Wir versuchen auch Lösungen für die vielen kleineren Probleme zu finden, vor denen Obdachlose jeden Tag stehen.“

Korrektur: In einer vorherigen Version dieses Artikels stand, dass sich das Angebot an „Obdachlose und andere bedürftige Menschen“ richtet. Tatsächlich werden nur die Gebühren für obdachlose Menschen ab dem 1. Mai vom Bezirksamt übernommen.

Autor:in
Jonas Füllner
Jonas Füllner
Studium der Germanistik und Sozialwissenschaft an der Universität Hamburg. Seit 2013 bei Hinz&Kunzt - erst als Volontär und inzwischen als angestellter Redakteur.

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