Von einer heimlich bewohnten Gartenlaube, einer geschlossenen Bäckerei und tiefen Wasserlöchern hinter dem Deich: ein Ausflug mit der Krimi-Schriftstellerin Nora Luttmer nach Ochsenwerder.
Hier hat er sich seitlich durch die Hecke geschlagen. Kam nicht von vorne durch die Gartenpforte, wollte nicht, dass ihn seine Fußspuren im Schnee verraten. Man sollte nicht merken, dass hier einer heimlich überwintert: Marcu sein Name, 15 Jahre alt; zu Hause rausgeschmissen, aus der Wohngruppe abgehauen. In die Gartenlaube ist er eingebrochen, macht es sich wohnlich, kocht sich gerade Nudeln, die elektrische Heizung glüht. Hauptsache, es entdeckt ihn niemand, bis die Kleingartensaison im März wieder beginnt. Dann will er weitersehen.
Anfang Dezember vergangenen Jahres: Autorin Nora Luttmer steht in einer verschneiten Ochsenwerder Kleingartenanlage. Normalerweise nimmt sie das Fahrrad und ist von ihrer Wohnung in der Hamburger Neustadt in gut 40 Minuten hier. In einer anderen Welt, ruhig, naturbelassen, kaum ist man von der vierspurigen Andreas-Meyer-Straße abgebogen. Seit ein paar Jahren haben sie, ihr Mann und die Kinder hier eine Parzelle.
„Schwarzacker“ ist Nora Luttmers dritter Kriminalroman um die Ermittlerin Bette Hansen, die hier aus den Vier- und Marschlanden stammt, die nie wieder in die Gegend zurückkehren wollte und nun im Hause ihres verstorbenen Vaters mitten in Ochsenwerder wohnt. Dieses Mal geht es um den jugendlichen Marcu, der eines Abends Zeuge wird, wie ein Schuss fällt. Um eine seit Langem verschwundene Frau geht es; um zwei ältere Brüder, die seit Jahren nicht mehr miteinander reden. Nun ist der eine von beiden tot. Orte des Geschehens: eine Gartenlaube, die zugefrorene Gose-Elbe gleich nebenan, die Wege und Höfe Ochsenwerders. Das im Winter, alles schneebedeckt, genau wie heute.