Trotz guter Konjunktur : In der Hartz-IV-Falle

Die Konjunktur steigt, die Zahl der Arbeitslosen und Hilfeempfänger sinkt. Davon haben Menschen, die schon besonders lange von staatlichen Leistungen leben, allerdings meistens nichts. Ihr Anteil an den Hartz-IV-Empfängern steigt sogar. 

Foto: Kurt F. Domnik/pixelio.de

Menschen, die schon lange auf Hartz IV angewiesen sind, profitieren nicht von der guten Konjunktur: Laut der Bundesagentur für Arbeit (BA) ist die Zahl der Erwerbsfähigen, die Leistungen nach dem SGB II („Hartz IV“) beziehen, in den vergangenen zwei Jahren zwar leicht gesunken (von 4,94 Millionen im Januar 2010 auf 4,7 Millionen im Januar 2012). Gleichzeitig stieg aber der Anteil derer, die seit 24 Monaten oder länger Leistungen beziehen: von 55,9 Prozent im Dezember 2009 auf 60,7 Prozent im Dezember 2011.

Das sei keine ungewöhnliche Entwicklung, so BA-Sprecherin Anja Huth. Wenn die wirtschaftliche Situation sich verbessere, würden zuerst Gutqualifizierte aus der Arbeitslosigkeit „abgebaut“. Hier würde deutlich, „wer schwer vermittelbar“ sei.

Wichtig zu beachten: Wer Arbeitslosengeld II beziehungsweise Hartz IV bezieht, ist nicht unbedingt arbeitslos. Auch Geringverdiener haben Anspruch auf Leistungen, ebenso Mütter oder Väter in Erziehungszeit. Diese Gruppen sind aber im Sinne der BA nicht „für den Arbeitsmarkt aktivierbar“, so Sprecherin Anja Huth.

Einen neuen Job zu finden ist umso schwieriger, je länger jemand erwerbslos war. „Das gilt schon ab einem Jahr Erwerbslosigkeit“, so Huth. Bei zwei Jahren oder noch länger ist es umso mühsamer. Denn je größer die Lücke in der Erwerbsbiografie, desto unattraktiver sei jemand für potentielle Arbeitgeber.

Wie viele von denen, die zwei Jahre oder länger Hartz IV beziehen, arbeitslos sind, geht aus der Statistik der BA nicht hervor. Auch nicht, wie lange sie schon Leistungen bekommen. Manche leben seit vielen Jahren von staatlicher Unterstützung, teilweise schon länger als es Hartz IV überhaupt gibt. Die sind im Jahr 2005 „aus der Sozialhilfe direkt in den Hartz-IV-Bezug gekommen“, so Sprecherin Huth. „Manche haben noch nie eine Stelle gehabt, haben Suchtprobleme oder sind hochverschuldet“, so Sprecherin Huth. Bei der Betreuung dieser Menschen steht für die Jobcenter vielmehr „Alltagstraining“ als Jobvermittlung im Vordergrund. BEB

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