Winternotprogramm : Diakonie kritisiert Sozialbehörde scharf

Diakonie erneuert Kritik an Sozialbehörde. Die Gründe, Winternotprogramm tagsüber zu schließen „überzeugen fachlich in keinster Weise“, so Diakoniechef Ahrens. Kritik auch vom Sozialverband Deutschland. Verbände begrüßen Online-Petition von Hinz&Kunzt.

DIRK AHRENS war Gemeindepastor und ist seit 2009 Chef des Diakonischen Hilfswerks. Im Januar 2014 wird er Diakoniechef und unser Herausgeber.
DIRK AHRENS war Gemeindepastor und ist seit 2009 Chef des Diakonischen Hilfswerks.

Die Diakonie Hamburg kritisiert erneut die Sozialbehörde für ihre Ablehnung, das Winternotprogramms ganztägig zu öffnen. Diakoniechef, Landespastor und Hinz&Kunzt-Herausgeber Dirk Ahrens sagte: „Die Gegenargumente der Sozialbehörde überzeugen fachlich in keinster Weise. Wir bleiben dabei: Das Winternotprogramm für Obdachlose muss auch tagsüber offen bleiben.“

Die Sozialbehörde hatte argumentiert, eine ganztägige Öffnung des Winternotprogramms sei nicht sinnvoll, da die Gebäude gereinigt werden müssten. Zudem sollten die Obdachlosen tagsüber aktiv bleiben und Beratungsstellen aufsuchen. Außerdem gäbe es bereits Tagesaufenthaltsstätten wie die Diakonie-Aufenthaltsstätte in der Bundesstraße oder das HerzAs.

„Keines dieser Argumente ist fachlich haltbar“, so Peter Ogon, Fachbereichsleiter Existenzsicherung der Diakonie Hamburg. Er halte eine Schließung einer Unterkunft zur Reinigung für nachvollziehbar – für zwei, aber keine acht Stunden. Auch Beratungsangebote seien gut, aber: „Das dauert nicht zehn Stunden täglich.“

Eine Beratung sei darüber hinaus nur dann sinnvoll, wenn Obdachlose dadurch ihre Lage auch wirklich verbessern können. Derzeit seien die Aussichten, eine eigene Wohnung in Hamburg zu bekommen jedoch „minimal“. Der Senat schaffe seit Jahren keine Entlastung für die Notunterkünfte. Zudem seien die einzigen beiden Tagesaufenthaltsstätten stark überlastet. Die zurzeit stattfindenden Verhandlungen, die Tagesaufenthalte am Wochenende zu öffnen, gingen zwar  in die richtige Richtung, lösten aber das Grundproblem nicht: „Wo finden alle Obdachlosen tagsüber Ruhe und Wärme? Deshalb brauchen wir die ganztägige Öffnung der Unterkünfte des Winternotprogramms.“

 „Wir brauchen Hilfe den gesamten Tag, draußen mag keiner kalte Platte“ – SoVD-Landesvorsitzer Klaus Wicher

Auch der Sozialverband Deutschland stimmte in die Kritik ein: „Wir müssen obdach- und wohnungslosen Menschen helfen, mit warmen Mahlzeiten und einem Dach über dem Kopf – den gesamten Tag über. Es kann nicht sein, dass Obdach- und Wohnungslose um 9 Uhr die Häuser verlassen müssen“, sagt Klaus Wicher, 1. Landesvorsitzender des SoVD-Hamburg.  „Wir brauchen Hilfe den gesamten Tag, draußen mag keiner kalte Platte.“ 

Der SoVD fordert auch mehr institutionelle Hilfe. „Die Sozialbehörde muss die Fachstelle für Wohnungsnotfälle und soziale Beratungsstellen für Obdach- und Wohnungslose so ausrichten, dass sie auch angenommen werden. Fachstelle und Beratungsstellen sind zu vernetzen mit Tagesaufenthaltsangeboten und Sozialarbeitern, die im dichten Kontakt aktiv werden.“

Diakonie und SoVd  begrüßen, das Hinz&Kunzt eine Online-Petition gestartet hat. Darin fordern wir die Öffnung des Winternotprogramms auch tagsüber. Nach zwei Tagen sind bereits mehr als 40.000 Unterschriften (Stand: Freitag, 17:30 Uhr) zusammen gekommen.

Text: SIM
Foto: Mauricio Bustamante

Bitte unterstützen Sie unsere Online-Petition zur Öffnung des Winternotprogramms auch tagsüber!
Hier ist der Link zu Petition:
https://www.change.org/winternotprogramm

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