Die Weiß-braunen Kaffeetrinker:innen sind ein besonderer Fanclub des FC St. Pauli. Vor einigen Jahren starteten sie eine alkoholfreie Revolution im Fußball, die langsam an Einfluss gewinnt.
Es ist schon dunkel draußen, als neun Männer und drei Frauen im Bauch des Millerntor-Stadions auf Ledersofas und Bierbänken sitzen und über das nächste Heimspiel des FC St. Pauli diskutieren. Sie tragen braune Trainingsjacken, schwarze Hoodies mit Totenkopf, braune Jalousien verdunkeln den Fanladen. Überall kleben Sticker an den Wänden, auf einem Plakat steht: „Treppenbenutzung ab 1,5 Promille nur mit Helm“. Einer von ihnen steht auf, sagt in die Runde: „Gebt ihr mir mal die leeren Flaschen?“ Die anderen rutschen auf ihren Sitzplätzen hin und her, Flaschen klirren aneinander, ratschen in einen Getränkekasten, neue werden mit einem Klacken geöffnet und auf den Tisch gestellt.
Es ist alles ein bisschen anders, als es scheinen mag, denn das hier ist, man kann es kaum anders sagen: eine Revolution. In den Flaschen sind Cola und Schorle, auf dem Tisch stehen selbst gebackene Kekse und, natürlich, eine Kanne voll Filterkaffee. Der ist das Herz dieses Fanclubs, er trägt ihn gar im Namen: Diese Gruppe, das sind die Weiß-braunen Kaffeetrinker:innen.
Deren Gründer trafen sich vor 27 Jahren in einer Nachsorgeeinrichtung. Beide hatten einen Alkoholentzug hinter sich, beide besaßen auch Dauerkarten für die Nordkurve. Also beschlossen sie, fortan gemeinsam ins Stadion zu gehen und suchten weitere Mitglieder für ihren Fanclub, der gleichzeitig eine Selbsthilfegruppe wurde.