Sieben Jahre hat Verkäufer Torsten Meiners in Schweden gelebt, in selbst gebauten Hütten in der Wildnis. Bald will er zurück in sein Sehnsuchtsland.
An einem eiskalten, sonnigen Frühlingstag des vergangenen Jahres nimmt das Abenteuer fast ein böses Ende. Torsten hat gerade ein verlassenes Haus entdeckt, mitten in der schwedischen Wildnis. Das könnte ein guter Schlafplatz sein, denkt der 59-Jährige und stellt sein Fahrrad ab. Plötzlich hört er Geräusche: ein Knistern, ein Krachen. Nur Zehntelsekunden später rauscht direkt neben Torsten eine gewaltige Menge Schnee herunter und begräbt sein Rad unter sich. Um ein Haar hätte die Dachlawine auch ihn erwischt. „Ich habe dagesessen, gezittert und gedacht: So schnell kann es gehen.“
Rückblick. Juni 2016. Der langjährige Hinz&Kunzt-Verkäufer Torsten Meiners bricht auf in ein neues Leben. Sein Ziel: Schweden. Dass er dort gut zurechtkommt, hat er ein Jahr zuvor erlebt, auf einer Drei-Monats Wanderung zum Polarkreis und zurück (H&K September 2015). Die Landschaft, die Natur, das Alleinsein: „Eine heftige Erfahrung“ sei das alles gewesen, erinnert sich Torsten und meint damit: eine gute. Zugleich ist da noch ein Gefühl, eine Sehnsucht, die er so beschreibt: „Das Leben muss noch mehr bereithalten für mich.“
Die zweite große Reise mit dem selbst gebauten Handwagen ist auch ein Versuch der Selbstheilung. Torsten ist spielsüchtig, seit vielen Jahren schon. Das Geld, das er sich tagsüber hart mit dem Verkauf des Straßenmagazins erarbeitet, verdaddelt er abends in Spielhallen. „Der psychische Druck war gewaltig.“ In einer Gesprächstherapie – ironischerweise finanziert von der Spielautomatenwirtschaft – wird ihm endgültig klar: „Solange es die verlockenden Angebote um mich herum gibt, werde ich nicht komplett aussteigen können.“
Einen Monat benötigt Torsten allein für die Durchquerung Dänemarks, legt Hunderte Kilometer zu Fuß zurück – für den ehemaligen Radsportler, Fußballer, Zehnkämpfer und Ringer, der zwei Jahre zur See gefahren ist, auch im reiferen Alter kein Problem. In Schweden angekommen macht er sich auf den Weg nach Kristinehamn. Die Kleinstadt im Südwesten des Landes kennt er von seiner vorherigen Reise. Damals hatte er dort ein Schweizer Pärchen kennengelernt, dem ein Wochenendhäuschen am See gehört. „Wenn du vorbeikommst, kannst du hier immer übernachten“, haben die beiden ihm zum Abschied mitgegeben. Torsten schläft in einem Schuppen, dessen Tür immer offen steht. Doch nach einigen Tagen gibt es Ärger mit einem Nachbarn, und Torsten zieht weiter.