Zahl des Monats : Demokratien unter Druck

Illustration: Julia Pfaller

104 von weltweit 193 Staaten sind derzeit als Demokratien anzusehen. Das ist das Ergebnis des neuesten Reports zum „Global State of Democracy“ des „Internationalen Instituts zur Förderung von Demokratie und demokratischer Teilhabe“ (IDEA) aus dem November 2022.

Hinz&Kunzt Randnotizen

Freitags informieren wir per Mail über die Nachrichten der Woche:

Demgegenüber stehen 49 klar autoritär geführte Länder – etwa Russland, Belarus und mehrere Länder in Asien und Afrika – sowie 20 sogenannte hybride Regime wie die Türkei.

Seit 1975 forscht das IDEA mit Sitz in Stockholm zum Stand der Demokratie weltweit. Die Bewertung und Einteilung der Staaten fußt auf fünf wesentlichen Merkmalen: repräsentativ gewählte Staatsführungen, Einhaltung von Grund- und Menschenrechten, unabhängige Kontrolle von Regierungen, unabhängige Verwaltungen sowie ausreichende Möglichkeiten zur Teilnahme an demokratischen Prozessen für die Bevölkerung.

Besorgniserregend: In der aktuellen Studie hatte beinahe die Hälfte aller „demokratisch“ bewerteten Länder schlechtere Werte als im Vorjahr erzielt. Besserung ist nicht in Sicht: „2022 war das Jahr des gefährlichen Lebens“, sagt IDEA-Generalsekretär Kevin Casas-Zamora (Costa Rica). „Demokratien auf der ganzen Welt sind mit zahlreichen Krisen konfrontiert – vom Krieg Russlands in der Ukraine über eine drohende Wirtschaftskrise bis hin zur existenziellen Bedrohung durch den Klimawandel.“ Als Reaktion auf diese Krisen beobachtet das Institut weltweit Einschränkungen der Online-Freiheiten, Korruption und einen Aufstieg rechtspopulistischer Parteien.

„Demokratien werden von außen unterwandert, erodieren aber auch grundlegend von innen. Wir alle laufen Gefahr, unsere hart erkämpften Freiheiten zu verlieren und uns auf die falschen Versprechungen der Autokratie einzulassen. Kein Land ist gegen diese Bedrohungen immun“, sagt Casas-Zamora. Es gebe aber auch Lichtblicke: Er verweist auf die junge Bewegung zum Klimawandel, Demonstrierende, die ihr Leben riskieren, um für Freiheitsrechte im Iran zu kämpfen und die Gegner:innen der Autokratie in Myanmar. 

Artikel aus der Ausgabe:

Housing First: Jens hat endlich ein Zuhause

Wohnungen für Obdachlose mit „Housing First“ – endlich auch in Hamburg! Passend dazu im Magazin: Wie Grundrechte das Wohnen schützen. Im Schwerpunkt: Wieso Demokratien weltweit unter Druck stehen, warum Hamburgs Stadteilbeiräte diverser werden sollen und ob man Miteinander reden in Workshops lernen kann. Außerdem: Wieso die Polizei härter gegen Obdachlose in der Innenstadt vorgeht.

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Autor:in
Jochen Harberg
Seit über 40 Jahren im Traumberuf schreibender Journalist, arbeitete festangestellt u. a. für Stern und Welt am Sonntag. Seit 2019 mit großer Freude im Team von Hinz&Kunzt.
Jonas Füllner
Jonas Füllner
Studium der Germanistik und Sozialwissenschaft an der Universität Hamburg. Seit 2013 bei Hinz&Kunzt - erst als Volontär und inzwischen als angestellter Redakteur.

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