Lebensmittelverteilung : „Dein Topf“ sucht verzweifelt neues Zuhause

Sie versorgten wohnungslose und bedürftige Menschen mit einer warmen Mahlzeit und dem Nötigsten: Jetzt musste die ehrenamtliche Initiative „Dein Topf“ dicht machen – weil sie selbst obdachlos geworden ist.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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„Es bricht uns bald das Herz – dieses Wochenende war die vorerst letzte Essensausgabe“ postet das Team von Dein Topf auf seinen Social-Media-Kanälen. Nach zwei Jahren muss das ehrenamtliche Team um Gründerin Andrea de Luna notgedrungen nun die Lebensmittelverteilung an Wohnungslose und Bedürftige stoppen, denn: Die Räume im Karoviertel, in denen der Verein untergekommen war, stehen nicht länger zur Verfügung. Der Verein Kids Welcome, der sich um geflüchtete Kinder und Jugendliche kümmert, braucht den Platz wieder dringend selbst.

„Viele unserer Gäste sind verzweifelt, manche haben bei der letzten Essensausgabe auch geweint“, sagt Andrea de Luna. Zuletzt seien jedes Wochenende rund 200 Menschen zu Dein Topf gekommen, um sich mit einer warmen Mahlzeit zu versorgen. Seit dem ersten Lockdown im März 2020 verteilte das Team Tausende Mahlzeiten an Obdachlose, Arme und zuletzt auch ukrainische Geflüchtete.

„Viele unserer Gäste sind verzweifelt, manche haben bei der letzten Essensausgabe auch geweint.“– Andrea de Luna, Deintopf

Der Bedarf ist also groß – die Suche nach einem neuen Zuhause blieb bislang dennoch erfolglos. Daher hat Dein Topf nun erneut einen dringenden Aufruf gestartet. Gesucht werden neue Räume, idealerweise nah am alten Standort in der Turnerstraße. „Aber alles zwischen Altona und Hauptbahnof ist gut“, so de Luna. Wichtig ist nur, dass es sich um ein barrierefreies Objekt handelt, eine Küche hat und Wasser- sowie elektrische Anschlüsse und eine Lagermöglichkeit vorhanden ist. Größe: ab 200 Quadratmeter.

Um eins müssen sich potentielle Vermieter:innen keine Gedanken machen: Die Miete ist gesichert. Die Hamburger „Karin und Walter Blüchert Stiftung“ hat sich bereit erklärt, den Verein finanziell zu unterstützen – anders als die Stadt. Außer einer Glückwunsch-Postkarte für die tolle Arbeit sei nichts gekommen, sagt de Luna: „Es ist unglaublich, dass da von Seiten der Stadt so wenig passiert.“

Autor:in
Simone Deckner
Simone Deckner
Simone Deckner ist freie Journalistin mit den Schwerpunkten Kultur, Gesellschaft und Soziales. Seit 2011 arbeitet sie bei Hinz&Kunzt: sowohl online als auch fürs Heft.

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