Jedes fünfte Kind betroffen  : Corona könnte die Kinderarmut in Deutschland noch verschlimmern 

Wegen der Corona-Krise mussten Schulen schließen. Kinder aus armen Familien wurden dadurch besonders benachteiligt. Symbolfoto: Actionpress

In Deutschland sind 2,8 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren von Armut bedroht. Das ist das Ergebnis einer Studie der Bertelsmann Stiftung. Durch die aktuelle Krise könnte sich die Situation weiter verschärfen. Die Diakonie ist alarmiert. 

Hinz&Kunzt Randnotizen

Freitags informieren wir per Mail über die Nachrichten der Woche:

Eine neue Studie der Bertelsmann-Stiftung alarmiert die Diakonie: „Familien, die von Armut betroffen sind, brauchen einfachere und direktere Hilfen“, sagt Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland. Die heute veröffentlichte Studie zeigt, welches Ausmaß Kinderarmut in Deutschland hat. Demnach lebt jedes fünfte Kind (21,3 Prozent) in Armut, fast jedes siebte Kind erhält die Grundsicherung. Weder die gute wirtschaftliche Entwicklung der vergangenen Jahre, noch familienpolitische Reformen hätten laut den Autor*innen zu einem spürbaren Rückgang der Kinderarmut geführt. 

Diakonie-Vorstand Loheide fordert deshalb „eine einheitliche finanzielle Kinder-Grundförderung einzuführen, die das Existenzminimum aller Kinder abdeckt.“ Das bisherige „Nebeneinander aus Kindergeld, Kinderfreibetrag, Kinderzuschlag, Kinderregelsätzen und Pauschalen des Bildungs- und Teilhabepakets“, sei für die Familien undurchschaubar und ungerecht. 

In Hamburg leben 19,7 Prozent der Kinder in einer Familien mit Hartz-IV-Bezug. Auch das geht aus der Bertelsmann-Studie hervor. Sie sind damit überdurchschnittlich häufig von Armut bedroht. Ein kleiner Hoffnungsschimmer: Im Vergleich zu 2014 ist ihr Anteil um 0,5 Prozent gesunken. 

Kinder als Krisenverlierer*innen 

Die Stiftung warnt davor, dass Eltern benachteiligter Kinder und Jugendlicher besonders hart von der Coronakrise getroffen werden – weil sie häufiger in Teilzeit oder als Minijobber*innen arbeiten und so als erstes ihr Jobs verlieren oder wenig bis gar kein Kurzarbeitergeld erhalten. Während der Krise seien außerdem viele „außerhäusliche Unterstützungsangebote staatlicher oder zivilgesellschaftlicher Natur“ weggefallen und auch beim Homeschooling seien Kinder aus armen Verhältnissen benachteiligt. 

Vor dem Hintergrund der Krise mahnt auch Maria Loheide, nicht in den Anstrengungen nachzulassen, die Lage armer Kinder dauerhaft und spürbar zu verbessern. Der Ausbau der Kindertagesbetreuung oder das Starke-Familien-Gesetz auf kommunaler Ebene seien wichtige Schritte, würden aber noch nicht ausreichen. 

Um benachteiligte Kinder zu unterstützen hatte das Hamburger Spendenparlament Anfang Juli 300.000 Euro für Projekte und Vereine zur Verfügung gestellt, die Kindern und Jugendlichen aus armen Verhältnissen Hilfe bieten. Noch bis zum 23. September können Vereine und Initiativen dort Anträge einreichen.

Autor:in
Lukas Gilbert
Lukas Gilbert
Studium der Politikwissenschaft in Hamburg und Leipzig. Seit 2019 bei Hinz&Kunzt. Zunächst als Volontär, seit September 2021 als Redakteur.

Weitere Artikel zum Thema