Altona

Ein Parkhaus für Menschen in Not

Ein holzvertäfeltes Haus mit viel Grün an der Fassade, darauf die Aufschrift "Una casa per tutti"
Ein holzvertäfeltes Haus mit viel Grün an der Fassade, darauf die Aufschrift "Una casa per tutti"
So stellt sich Jan Kamensky die Zukunft des Parkhauses vor.

Im Parkhaus am Altonaer Bahnhof lässt die Stadt Obdachlose vertreiben. Der Künstler Jan Kamensky schlägt nun vor, das Gebäude zu einem besseren Ort zu machen.

Der Hamburger Künstler Jan Kamensky hat viele utopische Ideen für die Städte dieser Welt: Wie die Köhlbrandbrücke ohne Autos mit viel Grün und Platz für Fahrräder aussehen könnte, zeigt ein bekannter Animationsfilm von ihm. Jetzt hat Kamensky sich das Parkhaus am Bahnhof Altona vorgenommen, das sich wegen Schmutz und Gestank einen unrühmlichen Namen als „Parkhaus des Grauens“ gemacht hat.

In seinem neuen Video verwandelt sich das graue Gebäude in ein grün bewachsenes Wohnhaus mit der Aufschrift „Una casa per tutti“ – ein Haus für alle. „Kann es sich eine reiche Stadt, die von Wohnungsnot und Obdachlosigkeit betroffen ist, erlauben, den öffentlichen Raum in großflächige Abstellhäuser für individuellen Automobilverkehr umzuwidmen?“, fragt der Künstler rhetorisch. „Es könnte anders sein. Ein Parkhaus kann sich in einen Ort für Menschen in Not verwandeln. Ein Haus kann Hoffnung spenden. Worauf warten wir?“

Um die Zukunft des Parkhauses wird seit Langem gerungen – womöglich wird es im Zuge des Bahnhofsumbaus auch bald abgerissen. Die Altonaer Grünen hatten vor einem Jahr angeregt, auf den oberen beiden – derzeit ungenutzten – Parkdecks Angebote für Menschen aus dem Quartier zu schaffen, Flohmärkte zum Beispiel.

Wieso im Parkhaus keine Flohmärkte erlaubt sind

Zuletzt hatte eine Initiative vorgeschlagen, im Parkhaus einen sozialen und kulturellen Treffpunkt einzurichten – mit Quartiersküche, Dachgärten und Schlafplätzen für Obdachlose. Das Parkhaus soll zu einem „Raum für Viele“ werden – zunächst als Zwischennutzung. Auch der Betreiber Apcoa zeigt sich gegenüber Hinz&Kunzt für „ergänzende, parkfremde Nutzungen“ offen, um „damit einen Mehrwert für die urbane Umgebung zu schaffen“.

„Weitere Nutzungen sind leider nicht genehmigungsfähig.“– Sprinkenhof-Sprecher Lars Vieten

Das städtische Unternehmen Sprinkenhof, zuständig für die Verwaltung des Parkhauses, hat solche Vorschläge geprüft und erteilt ihnen eine Absage: „Die Idee, in dem Parkhaus weitere Nutzungen zu ermöglichen, wie z. B. einen Beachclub oder Flohmärkte, ist nach intensiver Prüfung leider nicht genehmigungsfähig“, erklärt Sprecher Lars Vieten auf Hinz&Kunzt-Nachfrage. Die Nutzungsgenehmigung beschränke sich auf die Nutzung als Parkhaus.

Die Architekt:innen und Stadtplaner:innen der „Initiative des Entgrauens“ wollen nicht aufgeben und ihre Vorstellungen in den Ideenwettbewerb für die Neugestaltung des Altonaer Bahnhofsareals einbringen. Das städtische Wettbewerbsverfahren für Architekturbüros startet in diesem Herbst und soll im Frühjahr 2026 abgeschlossen sein.

Stadt hat Obdachlose aus dem Parkhaus vertrieben

2024 hatte die Stadt in das oft verdreckte Gebäude investiert – unter anderem in ein Zugangskontrollsystem, das Obdachlose fernhalten sollte. Ins Treppenhaus kommt nur noch, wer ein Parkticket hat. Auch ob dauerhaft Musik zur Vertreibung unliebsamer Menschen abgespielt werden sollte, überprüfte Sprinkenhof. Technisch sei das möglich, sagt Lars Vieten: „Derzeit sind wir dazu allerdings noch in Abstimmung und spielen keine Musik ab.“

Artikel aus der Ausgabe:
Geteiltes Bild, links ein Hochhaus, rechts eine Villa. Titelzeile: "Armes reiches Hamburg"

Armes reiches Hamburg

Wo sich Arm und Reich in Hamburg besonders nah sind, wann Väter und Söhne Händchen halten und was ein Dokumentarfilm über den Umgang mit Opfern rassistischer Gewalt erzählt.

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Autor:in
Benjamin Buchholz
Benjamin Buchholz
Seit 2012 bei Hinz&Kunzt. Redakteur und CvD für das Onlinemagazin.

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