Wohnschiff für Flüchtlinge : Die „Transit“ ist bezugsfertig

In dieser Woche ziehen die ersten von insgesamt 216 Flüchtlingen auf dem umstrittenen Wohnschiff „Transit“ im Harburger Binnenhafen ein. Die Zimmer ähneln denen in Wohncontainern – nur die Aussicht ist besser.

Die „Transit“ im Harburger Binnenhafen.

Noch hat die „Transit“ etwas Schieflage und an der Kaimauer brummt ein Generator, weil die Stromleitung noch nicht steht. „Die Herrichtung hat etwas länger gedauert, als es ursprünglich geplant war“, sagt Rembert Vaerst, Geschäftsführer des städtischen Unterkunftsbetreibers fördern und wohnen. Doch in der kommenden Woche solle es definitiv losgehen. Dann werden die ersten von 216 Flüchtlingen auf das ehemalige Hotelschiff, dass nun im Hamburger Binnenhafen liegt, einziehen.

Im Inneren gleicht die „Transit“ den zahlreichen Containerunterkünften, die fördern&wohnen in den vergangenen Monaten für Flüchtlinge errichtet hatte. Auf drei Decks befinden sich entlang trister Flure die 106 etwa 12 Quadratmeter großen, spartanisch eingerichteten Zimmer, in denen jeweils zwei Flüchtlinge unterkommen sollen. Pro Deck müssen sie sich ein Gemeinschaftsbad und zwei Gemeinschaftsküchen teilen. Auch einige Gemeinschaftsräume gibt es. Schöner als in den Containerdörfern ist vor allem die Aussicht: Die künftigen Bewohner werden auf den Hafen mit seinen Schiffen blicken.

Mit dieser spartanischen Einrichtung müssen die Flüchtlinge leben.
Mit dieser spartanischen Einrichtung müssen die Flüchtlinge leben.

Aber ist es wirklich eine gute Idee, Flüchtlinge auf einem Schiff unterzubringen? Womöglich auch solche, die auf ihrer Flucht über das Mittelmeer Todesängste ausstehen mussten? Wer solche traumatischen Erfahrungen gemacht habe, werde nicht auf dem Schiff untergebracht, verspricht Rembert Vaerst. „Wenn die Leute uns das nicht sagen, kann es allerdings zu Fehlentscheidungen kommen“, räumt er ein. Wer vor Ort Probleme habe, könne dann jedoch in eine andere Unterkunft verlegt werden.

Bei vielen ruft das Schiff auch Erinnerungen an die „Bibby Altona“ wach. Bis 2006 lebten auf diesem und anderen Wohnschiffen im Hamburger Hafen bis zu 1200 Flüchtlinge unter katastrophalen Bedingungen. „Wir haben hier bei Weitem nicht diese Größenordnung“, beschwichtigt Vaerst. „Außerdem wird die Belegungsdichte weit geringer sein als auf der Bibby Altona.“ Wohnschiff ist nicht gleich Wohnschiff, lautet die Botschaft.

Ausblick aus dem Wohnschiff auf den Hafen.

„Ich befürchte nicht, dass sich die Zustände hier wiederholen“, sagt auch Hans-Joachim Schulz von der Flüchtlingsinitiative Harburger Binnenhafen. Die Voraussetzungen seien andere als damals. Schon seit Oktober bereiteten sich bis zu 80 Anwohner und Gewerbetreibende auf die nun ankommenden Flüchtlinge vor. „Wir wollen dafür sorgen, dass die Leute hier willkommen geheißen und integriert werden“, sagt er. Unter anderem sei eine Anlaufstelle für Flüchtlinge und Anwohner in einem Büro geplant. „Wir haben noch überhaupt keine negativen Rückmeldungen bekommen“, sagt Schulz. „So etwas wie Pegida gibt es hier nicht.“

Das Schiff soll für mindestens fünf Jahre im Binnenhafen liegen bleiben. Pro Monat kostet das die Stadt 122.600 Euro – zuzüglich Betriebskosten. Es könnte nicht einzige schwimmende Flüchtlingsunterkunft bleiben: „Es werden derzeit weitere Standorte für Schiffe geprüft“, sagt Rembert Vaerst. „Aber nicht mit so einem Zeitdruck, wie bei diesem hier.“

Text: Benjamin Laufer
Fotos: Mauricio Bustamante