Wohnen im Alter : Rüstige Hausbesetzer

Mit einer symbolischen Hausbesetzung in Ottensen haben Aktivisten älteren Semesters Wohnraum für Senioren gefordert. Das „Wohnkollektiv 50plus“ will 20 Wohnungen errichten, die ein solidarisches Wohnen im Alter ermöglichen sollen. 

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Die „Hausbesetzer“ am Dienstagvormittag im Vivo.

Typische Hausbesetzer sehen anders aus. Oder besser: sind anders alt. Am Dienstagvormittag haben rüstige Aktivisten ein Haus in Ottensen für eine Stunde symbolisch besetzt. „Wir sind alle über 50, die meisten über 60“, sagt Regula Bott, Vorstandsmitglied vom Verein „Wohnkollektiv 50plus“. Die 22 Vereinsmitglieder sind auf der Suche nach einem Ort, um im Alter gemeinsam zu leben. Im Vivo, einem teilweise leerstehenden städtischen Wohn- und Geschäftsgebäude an der Bahrenfelder Straße, dachten sie fündig geworden zu sein. „Wir finden, dass sich das Vivo eignen würde, um da Wohnungen einzurichten“, sagt Bott. Und weil sie auf ihre Anfragen bei den Behörden nie so recht eine Antwort bekommen hätten, haben sich die Kollektivmitglieder auf ihre alten Tage entschieden, nochmal zu Hausbesetzern zu werden.

Teilweise kennen die Besetzer sich schon seit Jahrzehnten. „Wir wollen nicht alleine altern und vereinzeln“, sagt die 68-jährige Regula Bott. Deswegen schwebt ihnen ein Komplex mit 20 Wohnungen für Alleinstehende und Paare inklusive Gemeinschaftsräumen vor, die von einer Genossenschaft errichtet und verwaltet werden sollen. So wollen die Alten ihre liebgewonnenen Kontakte pflegen, erzählt Bott: „Das wird ja auch schwieriger, wenn man im Alter immer klappriger wird.“

Mit dem gemeinsamen Altern wird es aber wohl in diesem Gebäude nichts. „Das Gebäude ist definitiv nicht zu Wohnzwecken zu nutzen“, sagt ein Sprecher der Finanzbehörde. Die nötigen Umbaukosten wären unverhältnismäßig hoch, außerdem sei das Vivo fast komplett vermietet. Mehrfach habe die Behörde den Vereinsmitgliedern mitgeteilt, „dass sie zwar eine gute Idee haben, die aber in diesem Gebäude keine Chance auf Umsetzung hat.“

Bereits seit mehr als zwei Jahren suchen die Kollektivmitglieder nach einem geeigneten Objekt für ihre Idee vom „solidarischen Wohnen im Alter“. Ein paar Alt-68er seien auch darunter, erzählt Bott: „Wir sind Leute, die ein Leben lang ihre Umwelt wach wahrgenommen haben.“ Neben den 22 Mitgliedern stehen noch 44 weitere Interessenten auf einer Warteliste, das Bedürfnis nach gemeinschaftlichem Wohnen im Alter ist da. „Es ist ein großes Problem für Ältere, bezahlbaren Wohnraum zu finden“, sagt Bott. Denn die Wohnungen müssen barrierefrei sein und sollten auch zentral gelegen sein.

Text: Benjamin Laufer
Foto: Ronald Sawatzki