Haushaltsberatungen : 100.000 Euro für Pfandregale?

Die SPD plant, 100.000 Euro für neue Pfandregale in Hamburgs Innenstadt bereitzustellen. Mit dem Geld könnten mehr Pfandregale gebaut werden, als es überhaupt geeignete Mülleimer gibt. Für Pfandsammler ein Segen.

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Eines der ersten Pfandregale in der Mönckebergstraße. Kommen jetzt noch viel mehr davon?

Können Arme bald wieder in der ganzen Innenstadt Pfandflaschen sammeln? Als die Stadtreinigung im Frühjahr moderne „Big Belly“-Mülleimer in der City aufgestellt hat, war die Aufregung bei vielen Hamburgern groß: In die neuen Behälter können Pfandsammler nicht mehr hinein greifen und nach den begehrten Flaschen fischen. Abhilfe sollten 10 Pfandregale schaffen, die die Stadtreinigung als Reaktion auf die Kritik an einigen Mülleimern anbringen ließ. Nun will die SPD-Fraktion in der Bürgerschaft den Antrag stellen, 100.000 Euro für weitere Regale im kommenden Haushalt 2015/2016 zu reservieren.

Die SPD will die Vergabe der Mittel allerdings an die Bedingung knüpfen, dass die Pfandregale nicht mit als Ablagefläche für Müll missbraucht werden. „Voraussetzung für den Erfolg ist, dass die Pfandregale nicht zugemüllt werden. Damit ist niemandem geholfen“, heißt es im Antrag. Genau das ist im Test der Pfandregale um den Hauptbahnhof herum aber immer wieder passiert, so dass die Stadtreinigung zunächst keine weiteren Regale aufbauen wollte. Mitte Januar soll der Senat nun die Bürgerschaft über die Erfahrungen mit den Regalen unterrichten. Nur wenn sie positiv ausfallen, wird es Geld für weitere Pfandregale geben.

Dass die Regale überhaupt als Müllablage dienen können, liegt an ihrer Konstruktion: Sie sind nach unten geschlossen, Unrat bleibt leicht darin liegen. „Das Produktdesign hat bauliche Mängel und viele Leute wissen gar nicht, wofür die Regale an den Mülleimern gedacht sind“, sagte Mischa Karafiat von der Kampagne Pfand gehört daneben dem Onlinemagazin Hamburg Mittendrin. Die Stadtreinigung hätte sich lieber auf bewährte Konzepte aus anderen Städten verlassen sollen. Die sogenannten Pfandringe in Bamberg, Köln, Karlsruhe, Bielefeld und Magdeburg kommen zum Beispiel ohne festen Boden aus.

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Die Kölner Pfandringe haben keinen festen Boden. Foto: Paul Ketz/Markus Diefenbacher.

„Für uns ist das ein Anlass, unsere Konstruktion noch einmal zu überdenken“, sagt Stadtreinigungssprecher Reiner Fiedler. Gegen das Hauptproblem würden die bodenlosen Pfandringe allerdings auch nicht helfen: Immer wieder stellen Passanten Pappbecher in die Pfandregale. Und das könnten sie auch ohne Boden. Deswegen stuft die Stadtreinigung die Mülleimer in der Nähe von Systemgastronomien inzwischen als grundsätzlich ungeeignet für die Regale ein.

Insgesamt stehen 170 „Big Belly“-Mülleimer in der City. Etwa die Hälfte davon zieht die Stadtreinigung prinzipiell als mögliche Träger von Pfandregalen in Betracht. Rund 200 Euro kostet die Produktion eines solchen Regals, zuzüglich Kosten für Montage und gelegentliche Reinigung. Für 100.000 Euro könnte die Stadtreinigung also vermutlich mehr Pfandregale produzieren, als es überhaupt geeignete Mülleimer in der Stadt gibt.

Text: Benjamin Laufer