#IchBinArmutsbetroffen : „Wir sind laut“

In den Berichten auf Twitter geht es um fehlende finanzielle Unterstützung, aber auch um andere Themen: zum Beispiel die Scham, über die eigene Armut zu sprechen. Collage: Hinz&Kunzt

Unter dem Hashtag #IchBinArmutsbetroffen äußern sich seit Freitag tausende Menschen auf Twitter. Ihre Berichte sind individuell, machen aber deutlich: Armut in Deutschland ist es nicht.

Hinz&Kunzt Randnotizen

Freitags informieren wir per Mail über die Nachrichten der Woche:

Seit vergangener Woche posten Nutzer:innen auf Twitter unter dem Hashtag #IchbinArmutsbetroffen. In mehreren tausend Nachrichten haben Menschen bereits ihre eigene Geschichte erzählt. Gemeinsam möchten sie zeigen, wie unterschiedlich die Menschen sind, die hierzulande in Armut leben.

Und doch gibt es Themen, die in all diesen Nachrichten besonders oft sichtbar werden. So melden sich beispielsweise vermehrt Nutzer:innen zu Wort, die als Kind oder Teenager in Armut aufgewachsen sind. In ihren Tweets geht es um fehlende finanzielle Unterstützung, aber auch um das Gefühl der Scham, mit der sie teilweise bis heute konfrontiert sind. Viele Nutzer:innen schreiben von psychischen und physischen Erkrankungen, die sie oder auch ein Familienmitglied getroffen haben. Und davon, wie sie zusätzlich zu dieser Belastung seitdem am Existenzminimum leben.

 

Twitter ist eine große Diskussionsplattform, im Vergleich zu anderen sozialen Medien in Deutschland sind hier aber deutlich weniger Menschen aktiv. Der Hashtag versammelt also nur einen Bruchteil der Stimmen, die von Armut in Deutschland berichten könnten. Und doch hat er für viele eine wichtige Symbolkraft. Eine Nutzerin, die laut eigener Aussage Hartz 4 bezieht, beschreibt es so: „Wir sind laut. Das tut unglaublich gut. #IchbinArmutsbetroffen, aber ich bin nicht allein“.

Autor:in
Anna-Elisa Jakob
Anna-Elisa Jakob
Ist 1997 geboren, hat Politikwissenschaften in München studiert und ist für den Master in Internationaler Kriminologie nach Hamburg gezogen. Schreibt für Hinz&Kunzt seit 2021.

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