Falk Poetz und Lara von Kroge von der „Homeless Gallery“

„Was haben wir verändert?“

Sie stehen hinter der „Homeless Gallery“: Lara von Kroge und Falk Poetz. Foto: MIguel Ferraz

30 Jahre Hinz&Kunzt, 30 Kunstwerke von Hinz&Künztler:innen: Mit der „Homeless Gallery“ haben die Werber Falk Poetz und Lara von Kroge ein besonderes Projekt mit auf den Weg gebracht.

Hinz&Kunzt Randnotizen

Freitags informieren wir per Mail über die Nachrichten der Woche:

Eigentlich sollte es Hinz&Kunzt gar nicht geben müssen, findet Falk Poetz. „Warum ändert sich so wenig für Obdachlose? Immer wenn sich Behörden wegducken, werde ich sauer“, sagt der Regisseur und Kreativdirektor. Seinen Ärger nutzt er kreativ: Mit seiner Agentur Mantikor engagiert er sich immer wieder für soziale Projekte. Lara von Kroge, Etatdirektorin der Werbeagentur Philipp und Keuntje, sieht das ganz ähnlich. „Bei sozialen Kampagnen geht es nicht darum, ob mehr Autos oder Joghurts verkauft werden. Hier stellt sich die Frage: Konnten wir helfen zu retten? Was haben wir verändert?“ 

Für Hinz&Kunzt brachte sie 2022 mit der Kampagne „City Life Bill­board“ Werbung und Engagement zusammen. Auf einer mobilen Werbetafel wurden Anzeigen geschaltet, während der Anhänger Obdachlosen als Schutzraum diente. Im Februar 2023 gingen sie mit einer neuen Idee an den Start: die Homeless Gallery,
„eine obdachlose Galerie“, sagt Poetz. Den Einfall hatten Kasi Schüler, Maren ­Janowski, Anna Schorpp und Poetz, der auch die Gesamtleitung des Projekts innehatte. Für die Homeless Gallery erzählten Hinz&Künztler:innen ihre Geschichte, auf deren Basis mit KI erstellte Bilder geschaffen wurden. Sie waren an unterschiedlichen Orten in Hamburg zu sehen und wurden nun in einer Auktion versteigert; die Erlöse kommen Hinz&Kunzt zugute. Warum KI? „Das ist ein gutes Werkzeug für Menschen, die sich selbst nicht künstlerisch ausdrücken können“, findet Lara von Kroge. 

Hinz&Kunzt liegt auch Poetz schon lange am Herzen. „Ein tolles Projekt mit einer hohen Identifikation der Verkäufer:innen mit ihrer Arbeit“, sagt er. „Wir haben dieselbe Leidenschaft für unseren Beruf wie die Hinz&Künztler:innen.“ Die vielen sehr persönlichen Gespräche mit Verkäufer:innen, die er als Grund­lage für die Bilder geführt hat, beschäftigen ihn immer noch. „Es hätte auch bei mir schiefgehen ­können. Eigentlich weiß ich bis heute nicht, was ich will.“

In Hessen hatte er die Schule ab­gebrochen, später dann in Hamburg Abi gemacht und versucht, seine ­vielen Interessen unter einen Hut zu bringen – Musik, Journalismus und Film. Schließlich begann er ein Regiestudium und lernte dabei von Kroge kennen. Sie hatte schon mit 15 Jahren ihren ersten Film gedreht, mit ihrem kleinen Bruder in einer Hauptrolle. „Ich bin ein visueller Mensch und mag es, die Reise der Charaktere zu be­gleiten“, sagt die 32-Jährige. An einem Infotag bei Studio Hamburg machte sie den Einstellungstest und wurde zu ihrer Überraschung angenommen: „Also habe ich Regie studiert.“ In Mittweida bei Chemnitz sattelten die beiden noch einen Abschluss in Kommunikationswissenschaft drauf und sind seither in der Werbung tätig.

Besonders stolz ist Poetz auf die Anerkennung, die Hinz&Künzt­ler:in­nen der Homeless Gallery entgegenbringen. „Das ist ein Ritterschlag“, findet er. „Die wissen genau, wenn man sie nicht ernst nimmt. Bei uns hatte jede:r die ­Kontrolle über das eigene Bild.“ ­Einer der Beteiligten sei mit seinem Bild nicht einverstanden gewesen, er hatte eine andere Vorstellung als die KI. „Das war in Ordnung. Er war trotzdem Teil des Projekts“, sagt von Kroge.

Auch diese Kampagne setzten die beteiligten Agenturen ohne Bezahlung um. „Die Begeisterung ist jedes Mal sehr groß“, sagt von Kroge. „Wir machen weiter.“

 

Artikel aus der Ausgabe:

Zuhause gesucht!

Unserer Gesellschaft fehlt der soziale Zusammenhalt? Das Gefühl scheint aktuell weit verbreitet. Wir haben das Projekt „Tausch & Schnack“ in Hamburg-Eimsbüttel besucht und mit dem Wissenschaftler Thomas Lux über die Kraft von sogenannten Triggerpunkten gesprochen und festgestellt: Der gesellschaftliche Zusammenhalt in Deutschland ist gar nicht so klein. Außerdem: Weihnachten steht vor der Tür und wir bei Hinz&Kunzt haben bereits begonnen uns darauf einzustimmen. 

Ausgabe ansehen
Autor:in