#Vendor Week : „Es müsste einen Kurs für Empathie geben“

#VendorWeek
Bis Issue Australia-Verkäuferin Rachel in Sydney. Foto: Peter Holcroft.

Rachel verkauft das Straßenmagazin Big Issue Australia in Sydney. Das hat ihr Leben verändert, sagt die 44-Jährige. „Ich versuche, jeden Tag glücklich zu sein“, sagt sie.

Hinz&Kunzt Randnotizen

Freitags informieren wir per Mail über die Nachrichten der Woche:

Was war Ihr bisher größter Erfolg?

Ich habe drei, ich kann sie nicht auf einen Erfolg beschränken. Der erste Erfolg ist, den Mut aufzubringen eine Big-Issue-Verkäuferin zu sein. Worte können nicht beschreiben wie das mein Leben verändert hat und ich glaube, es ist eine große Errungenschaft, dass ich jeden Tag rausgehe und versuche glücklich zu sein.

Der zweite Erfolg ist, an der Universität zu studieren und die ersten beiden Semester gut abgeschlossen zu haben. Der dritte ist, mit mir selbst zufrieden zu sein. Als Erwachsene hatte ich viele psychische Probleme, aber jetzt kann ich endlich sagen, dass ich 80 Prozent der Zeit glücklich bin, was ziemlich cool ist. Das ist ein Erfolg.

Was war Ihre bisher größte Herausforderung?

Ich stand bisher zwei großen Herausforderungen gegenüber. Eine war, Kinder ohne diese fiesen Vorurteile großzuziehen. Zu versuchen, sie ohne die Last der Welt auf ihren Schultern großzuziehen und ihnen einen Neuanfang zu geben.

Die größte Herausforderung ist: zu leben– Rachel

Die zweite ist Herausforderung war, als ich im Krankenhaus lag und mir gesagt wurde, dass ich sterben würde und ich nicht laufen oder sprechen konnte. Die Kraft aufzubringen, das zu überstehen und zur Uni zu gehen  was ich jetzt tue. Vor allem aber ist die größte Herausforderung: zu leben. Es ist so einfach zu sterben.

„Du hast einen Job, du hast Glück“

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Dass die Welt nie die Hoffnung aufgibt und dass wir eines Tages verstehen, welche Kraft Empathie hat und dass das sehr viel mehr Wert hat als Geld. Wenn die Menschen mehr Verständnis dafür haben, dass wir auch schlechte Tage haben. Kein Grund, mürrisch zu sein! Es mag ätzend sein, aber du hast einen Job, du hast Glück.

Was ist das Besondere an Ihrem Land?

Das Verständnis, dass wir alle aus einem anderen Ort kommen und uns verbessern können, ist was Australien so besonders macht. Es ist auch der Humor. Ich finde, dass Australier einen wirklich guten Sinn für Humor haben und ich liebe das. Du kannst einen schlechten Tag haben und traurig und deprimiert ins Bett gehen oder du kannst einen schlechten Tag haben, das Positive darin sehen und weitermachen.

#VendorWeek
„Niemand soll hungrig schlafen gehen müssen“
Im Rahmen der internationalen #VendorWeek stellen wir jeden Tag einen Straßenzeitungsverkäufer aus einem anderen Land vor: Heute: Wesley. Der 31-Jährige verkauft Hus Forbi in Kopenhagen/Dänemark.

Wenn Sie für einen Tag lang der Chef der Welt wären, was würden Sie tun?

Ich würde drei Dinge tun: Zuerst würde ich Kredite abschaffen und es illegal machen, Häuser gewinnbringend zu verkaufen, weil ich glaube, dass jeder eine gute Grundlage zum wachsen verdient. Ohne diese Grundlage ist man arm dran. Zweitens, würde ich es illega machen, in den Krieg zu ziehen. Kriege lösen keine Probleme, sondern machen nur mehr. Drittens, bevor wir Mathe-, Englisch- oder Naturwissenschaftenunterricht bekommen, müssen wir zurück zu unseren menschlichen Wurzeln gehen und irgendwie Empathie in einem Kurs erlernen.

„Früher war ich tief verängstigt“

Wie hat das Verkaufen von Big Issue Australia Ihr Leben verändert?

Ich war anders bevor ich anfing The Big Issue zu verkaufen. Ich war sehr verschlossen und tief verängstigt. Ich war nicht der Meinung, ein guter Mensch zu sein. Andere Menschen machten mir wirklich Angst. Die Menschen können sehr hässlich untereinander sein. Sie verstehen nicht, was ihre Worte anderen Menschen antun können.

The Big Issue, die Mitarbeiter und die lieben Kunden unten in Pyrmont haben mir gezeigt, was Gemeinschaft ist und mir die Kraft gegeben, weiterzumachen. Deswegen kann ich es nicht in Worte fassen. Denn The Big Issue bedeutet für mich das Leben.

Freundlicherweise zur Verfügung gestellt von INSP.ngo / The Big Issue Australia

Autor:in
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Sam Clark

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