Zuwanderung aus Osteuropa  : Neue Anlaufstelle für Wanderarbeiter

In einer neuen Diakonie-Fachstelle erhalten Wanderarbeiter Unterstützung bei der Durchsetzung ihrer Rechte. Die Sozialbehörde hilft beim Abschluss von Krankenversicherungen. Finanzielle Hilfe bekommt die Diakonie jedoch für die Beratungsstelle nicht.

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Sieht Probleme bei der Gesundheitsversorgung von Wanderarbeitern: Sozialsenator Detlef Scheele (SPD).

Osteuropäische Wanderarbeiter haben in Hamburg jetzt eine weitere Beratungsstelle, in der sie Unterstützung bekommen können. Die Diakonie hat am Montag ihre aus eigenen Mitteln finanzierte „Fachstelle Zuwanderung Osteuropa“ in der Altonaer Max-Brauer-Allee eröffnet. Fünf Mitarbeiterinnen werden sich dort um die Probleme der Osteuropäer kümmern, die in Armut leben. „Diese Menschen sind in sehr prekären Lebenssituationen, ohne Arbeit, ohne Wohnung und ohne Zugang zu Krankenversorgung“, sagte der Leiter des Fachbereichs Existenzsicherung der Diakonie, Peter Ogon, anlässlich der Vorstellung der Einrichtung. „Sie müssen betteln oder Flaschen sammeln, um zu überleben.“

Ihnen will die Diakonie nun verstärkt unter die Arme greifen. „Die Kolleginnen klären zunächst, was die beste Perspektive für diese Menschen ist, hier in Hamburg oder in ihren Heimatländern.“ Viele hätten in den Herkunftsländern jedoch gar keine Perspektiven mehr. „Sie werden bei uns in der Beratung bei der Suche nach Arbeit und Unterkunft und der Sicherung ihrer Existenzgrundlage unterstützt“, sagte Ogon. Dazu gehöre auch Hilfe bei der Durchsetzung von Ansprüchen auf Sozialhilfe gegenüber der Stadt Hamburg.

Auch beim Zugang zu medizinischer Versorgung und zum Krankenversicherungssystem sollen die Wanderarbeiter unterstützt werden. Hierbei kooperiert die Diakonie mit der Sozialbehörde. „Für Menschen, die in einem für sie fremden Land mit fremder Sprache leben, ist es häufig schwierig, ihre Rechte zu kennen und einzufordern“, sagte Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) anlässlich der Eröffnung. Rechtlich bestehe zwar für alle EU-Bürger ein Anspruch auf Absicherung im Krankheitsfall. „Wir stellen jedoch fest, dass es in der Praxis leider noch Probleme bei der Durchsetzung gibt.“ Deswegen werde es in der Fachstelle eine „intensive Einzelfallbegleitung“ geben.

Scheele betonte die Vorteile, die die europäische Freizügigkeit für Deutschland mit sich bringe. „Insbesondere eine Handelsstadt wie Hamburg profitiert von den großzügigen Freizügigkeitsregeln in der Europäischen Union“, sagte er. Der Sozialsenator plädierte dafür, nicht immer nur die Probleme der innereuropäischen Migration zu betonen: „Es gibt auch viele Menschen, die ohne Probleme migriert sind und zum Wohlstand der Stadt beitragen.“

Dem pflichtete auch Landespastor und Diakoniechef Dirk Ahrens bei: „Hamburg und Deutschland profitieren von der EU-Binnenwanderung. Nicht zuletzt, weil sie dem Fachkräftemangel entgegenwirkt“, sagte Ahrens, der auch Hinz&Kunzt-Herausgeber ist. „Wir dürfen nicht die Opfer dieser Binnenwanderung übersehen und uns nur die Rosinen nehmen.“ Gemeinsam mit der Sozialbehörde wolle die Diakonie daran arbeiten, „dass Hamburg ein guter Ort für alle ist.“

Text: Benjamin Laufer
Foto: Tatjana Schütz, Diakonisches Werk

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