Marius, 45, verkauft Hinz&Kunzt vor Marktkauf in Bergedorf.
Deutlich zeichnet sich eine monströse Beule unter Marius’ T-Shirt ab. Immer wieder streicht der Hinz&KunztVerkäufer vorsichtig mit der Hand über die Geschwulst, die seine linke Brust vergrößert. „Der Tumor ist gutartig“, sagt der 45-Jährige auf Rumänisch, für das Erklären medizinischer Befunde reicht sein Deutsch nicht aus. Trotzdem: Die Beule macht ihm Angst. Sie wächst. Sie behindert seine Beweglichkeit bis hinein in den linken Arm. Sie schmerzt. Und die Tabletten, die er nehmen muss, machen ihn müde, seinen Körper, seinen Geist. Gerne würde er nicht nur Hinz&Kunzt verkaufen, sondern „richtig“ arbeiten gehen, aber dazu fehlt ihm inzwischen die Kraft.
Marius stammt aus der Region nahe der rumänischen Stadt Bacău. „Meine Kindheit war Arbeit“, erzählt er. Feldarbeit, denn die Eltern waren arm, der Sohn musste früh seinen Beitrag leisten. Trotzdem ging er acht Jahre lang zur Schule. Eine anschließende Berufsausbildung schloss sich – wie für viele rumänische Roma seiner Generation – nicht an. Die Jobsituation bot keine Zukunft, und so entschied sich Marius, die Heimat zu verlassen. Da war er 26 Jahre alt.
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