Maren Amini ist eine international bekannte Illustratorin. Jetzt arbeitet sie erstmals an einer Graphic Novel: einem Buch über die bewegte Lebensgeschichte ihres Vaters zwischen Deutschland und Afghanistan.
Das „Fritzen“ in der Wohlwillstraße ist ein kleiner Laden, wie es ihn in Hamburg-St. Pauli noch an manchen Orten gibt: hohe Decken, hübsche Dielen, an den Wänden Dutzende gerahmte Zeichnungen. Das Atelier teilen sich die Künstlerinnen Line Hoven, Larissa Bertonasco und Maren Amini. Heute ist es die Enddreißigerin Amini, blauer Anzug, strahlendes Lächeln, die den Besuch begrüßt und gleich einen Teller Gulpi Challaw anbietet: Kohl mit Tomaten, Zwiebeln und Reis.
Jeden Donnerstag besorgt die Illustratorin traditionelles afghanisches Essen. Denn jeden Donnerstag kommt ihr Vater zu Besuch, um an einem gemeinsamen Buch zu arbeiten. „Ahmadjan und der Wiedehopf“ ist ein anspruchsvoller Comic, eine Graphic Novel über das Leben und die Kunst von Ahmadjan Amini. Das Porträt eines lebenshungrigen Reisenden. Und das Porträt eines Landes, das seit Jahrzehnten nicht zur Ruhe kommt.
Comics hat Maren Amini schon immer gezeichnet. Als sie 13 Jahre alt war, ahmte sie ein Hip-Hop-Graffiti nach: „Ich weiß noch genau, wie stolz ich darauf war – das ist aus meiner Hand herausgekrochen!“ Der Berufswunsch stand fest: Illustratorin. Als sie 2009 ihr Studium in Kommunikationsdesign an der Hamburger HAW beendete, war ihr Zeichenstil noch bunt und zeitintensiv.„Dann habe ich einen Workshop gemacht – und seitdem wurde es immer cartooniger“, sagt sie, hinter dem Schaufenster des Ateliers sitzend. „Plötzlich gab’s kaum noch Farben. Alle wollten dieses Simple von mir haben. Mir kam das entgegen, denn ich mag Figuren am liebsten.“