Die Kirche als Narrenschiff: Seit 20 Jahren treffen sich in Ottensen Karnevalfans zum Gottesdienst.
Ein weißhaariger Bischof mit rot-goldener Mitra sitzt im Sonntagsgottesdienst. Neben ihm eine verhüllte Nonne in Ordenstracht. Und ein paar Reihen weiter ein Mönch in brauner Kutte. Soweit das Heimspiel. Aber die Gemeinde in der Ottenser Christianskirche ist ja viel bunter heute. Dicht an dicht in den Bänken: Feuerwehrleute und Bäcker, Hexen und Piraten, der Teufel höchstselbst! Dazwischen mal ein Flamingo, ein Zebra, Bären, Elefanten …
Halleluja! Wenn das Kirchenschiff zum Narrenschiff wird, dann ist wieder Karnevalsgottesdienst in Hamburg. Seit zwei Jahrzehnten lockt das Event Jecken in die evangelische Kirche am Anfang der Elbchaussee. Immer am Sonntag vor Rosenmontag zur traditionellen Gottesdienstzeit um zehn Uhr. Eine närrische Oase im karnevalistisch kargen Norddeutschland, eine schrille Mischung aus Prunksitzung und Andacht. Mit Schunkelliedern und Segen, Konfetti und Gebet. Gekrönt vom Zug der Kostümierten durch die Kirche.
Zwei Jahre lang war allerdings Schluss mit lustig, erzählt Gemeindepastor Frank Howaldt: 2021 wegen Corona, 2022 wegen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine, der wenige Tage zuvor begonnen hatte. Doch im Februar 2023 meldete sich das göttliche Spektakel mit „Doppelwumms“ zurück (in Anspielung auf ein markiges Wort von Bundeskanzler Scholz).