Wohnungsverlust

Hunderte Zwangsräumungen in Hamburg

Ein Gerichtsvollzieher bei einer Zwangsräumung.
Ein Gerichtsvollzieher bei einer Zwangsräumung.
Gerichtsvollzieher bei einer Zwangsräumung (Symbolbild): Foto: Actionpress

Im ersten Halbjahr 2025 wurden bislang 458 Hamburger Haushalte aus ihren Wohnungen zwangsgeräumt. Fast jede dritte Räumung erfolgte bei einem städtischen Vermieter.

In den ersten sieben Monaten dieses Jahres gab es bereits 1877 Räumungsklagen. Die Zahl der durchgeführten Räumungen lag im ersten Halbjahr bei 458 Haushalte. Das teilte die Gerichtspressestelle auf Hinz&Kunzt-Nachfrage mit (neuere Zahlen liegen nicht vor, Red.). Da im gesamten Jahr 2024 mehr als doppelt so viele Zwangsräumungen – nämlich 1057 – erfolgten, deutet sich immerhin kein neuer trauriger Höhepunkt für dieses Jahr an.

Eine Räumung findet statt, weil die Mietenden trotz wirksamer Kündigung und ergangenem Räumungsurteil ihre Wohnung nicht freiwillig verlassen. Zuvor muss es zu Mietrückständen gekommen sein, Vermietende Eigenbedarf angemeldet haben oder „verhaltensbedingte Gründe“ der Mietpartei vorliegen. Die Gründe, die tatsächlich zu Zwangsräumungen führen, werden allerdings nicht statistisch erfasst.

Laut dem Wohnungslosenbericht der Bundesregierung hat jede:r dritte Obdachlose in Deutschland im vergangenen Jahr eine Beratungsstelle aufgesucht, als der Verlust der Wohnung drohte. Trotzdem sind Zwangsräumungen und Kündigungen des Mietverhältnisses der häufigste Grund, warum Menschen in Deutschland auf der Straße leben. Allein in den ersten vier Monaten dieses Jahres konnten die Mitarbeiter:innen der Hamburger Fachstellen für Wohnungsnotfälle in 1104 Fälle eine Kündigung abwenden, in dem beispielsweise eine Ratenzahlung der Mietschulden vereinbart werden konnte. Zeitgleich wurden allerdings auch 2360 neue Fälle drohender Wohnungslosigkeit erfasst.

Auffällig ist, dass Gerichtsvollziehende immer öfter vor städtischen Wohnungen in Hamburg auftauchen. Während der Anteil der Zwangsräumungen aus privatem oder genossenschaftlichem Wohnraum kontinuierlich zurückgeht, führt die Saga weiterhin jährlich mehr als 200 Zwangsräumungen durch. Auch in ersten Halbjahr 2025 wurden 127 Haushalte unter Anwendung von Zwang aus einer Saga-Wohnung geholt.

Ob diese und andere Zwangsräumungen durch mehr Mitarbeiter:innen in den Fachstellen hätten verhindert werden können, bleibt eine offene Frage. Fest steht: Auf eine parlamentarische Anfrage der CDU teilt der Senat mit, dass aktuell 11 von 126 Stellen in den Fachstellen nicht besetzt sind. Immerhin eine Stelle hat der Bezirk Nord aktuell ausgeschrieben und sucht ein:e Mitarbeiter:in, die künftig helfen soll, Wohnraum für Menschen in Not zu sichern.

Aktualisierte Fassung: In einer vorherigen Version dieser Meldung hatten wir geschrieben, dass es in den ersten sechs Monaten 2025 insgesamt 1877 Räumungsklagen gab. Da sich diese Zahl allerdings auf die ersten sieben Monate des Jahres bezieht, gibt es keinen Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren wie fälschlicherweise in der Meldung behauptet.

Autor:in
Jonas Fabricius-Füllner
Jonas Fabricius-Füllner