Griff nach den Sternen

Hamburger Hoteliers fordern faire Löhne für alle Zimmermädchen

(aus Hinz&Kunzt 170/April 2007)

Der Hinz&Kunzt-Report über Zimmermädchen und ihre Löhne sorgt für Bewegung: Die Arbeitsgemeinschaft „Hamburg – kleine Hotels“ erklärte, nur noch mit Reinigungsfirmen zusammenzuarbeiten, die ihre Mitarbeiter nachweislich fair entlohnen. Zwei Häuser meldeten sich bei Hinz&Kunzt und wiesen darauf hin, dass sie ihren Zimmermädchen einen festen Stundenlohn von mehr als 7,50 Euro brutto bezahlen. Damit gehören sie zu den mittlerweile 27 Hamburger Hotels, die wir als Fünf-Sterne-Häuser in Sachen fairer Lohn empfehlen.

Der Hinz&Kunzt-Report über Zimmermädchen und ihre Löhne sorgt für Bewegung: Die Arbeitsgemeinschaft „Hamburg – kleine Hotels“ erklärte, nur noch mit Reinigungsfirmen zusammenzuarbeiten, die ihre Mitarbeiter nachweislich fair entlohnen. Zwei Häuser meldeten sich bei Hinz&Kunzt und wiesen darauf hin, dass sie ihren Zimmermädchen einen festen Stundenlohn von mehr als 7,50 Euro brutto bezahlen. Damit gehören sie zu den mittlerweile 27 Hamburger Hotels, die wir als Fünf-Sterne-Häuser in Sachen fairer Lohn empfehlen.

Die Resonanz ließ nicht lange auf sich warten: Kaum war die März-Ausgabe von Hinz&Kunzt auf Hamburgs Straßen erhältlich, verbreitete die Arbeitsgemeinschaft „Hamburg – kleine Hotels“ eine Pressemitteilung. Das Bündnis von zwölf inhabergeführten Privathotels rund um die Alster (www.hamburg-kleinehotels.de) habe „mit Bestürzung zur Kenntnis genommen, dass die Einhaltung tarifvertraglicher Arbeits- und Entlohnungsbedingungen in der Branche und bei mit Reinigungsarbeiten beauftragten Subunternehmen nicht immer eine Selbstverständlichkeit ist“. Die Gruppe verpflichte sich, nur durch ein Gütesiegel zertifizierte Unternehmen mit Reinigungsarbeiten zu beauftragen. „Sie erwartet, dass sich andere Betriebe dieser Initiative anschließen.“

Vier Wochen später ist das noch nicht mehr als ein Wunsch. „Manche schauen wohl mit freundschaftlicher Herablassung auf uns herab“, mutmaßt Dietrich Glässing, Inhaber des Hotels Schmitz. „Wir sind schließlich die Zwerge.“ Tatsächlich ist das Nippon Hotel mit 42 Zimmern das größte Haus aus der Zwölfer-Gruppe. Deren Mehrzahl, so Glässing, beschäftigt ohnehin eigenes Personal in der Zimmerreinigung.

Zum Beispiel das Aussen Alster Hotel. Die beiden festangestellten Zimmermädchen arbeiten seit Jahren im Haus. „Wir sind ein kleines Hotel. Da ist das Persönliche sehr wichtig“, sagt Inhaber Burkhardt Stoelck. Dass die Reinigungskräfte in manchen Hotels nur Hungerlöhne verdienen, habe ihn „wirklich geschockt“. Rund 1350 Euro brutto im Monat bekommen die Zimmermädchen in seinem Haus. Das war bei Hinz&Kunzt irrtümlich in der Vier-Sterne-Kategorie gelandet – tatsächlich gebühren dem Aussen Alster Hotel aber fünf Sterne für fairen Lohn, da die Zimmermädchen auf rund acht Euro die Stunde kommen.

Miese Löhne, so das Ergebnis des Hinz&Kunzt-Reports, sind offenbar vor allem in Hotels verbreitet, in denen Fremdfirmen „Akkordlöhne“ erfinden: Sie berechnen das Gehalt der Zimmermädchen nicht nach der Arbeitszeit, sondern nach der Anzahl der von den Frauen gereinigten Zimmer. „So etwas ist absolut nicht in Ordnung. Wenn man zum Beispiel warten muss, weil Gäste noch nicht abgereist sind, wird das dann ja nicht bezahlt“, sagt Yvonne Zschischang. Die 31-Jährige

reinigt Zimmer im Auto-Parkhotel Hamburg – und bekommt dafür einen festen Stundenlohn von rund 8,25 Euro brutto. „Das Minimum sind sieben Euro“, meint Yvonne Zschischang. „Schließlich ist das harte körperliche Arbeit.“

Fünf Sterne nach dem Hinz&Kunzt-Classement für fairen Lohn stehen dem Auto-Parkhotel zu. Dass sein Haus in der Rubrik „Nicht teilgenommen“ landete, beruht laut Inhaber Heiner Brandt auf einem Missverständnis. Die Anfrage sei zum falschen Zeitpunkt gekommen. „Wir bekommen täglich so viele Anrufe, Umfragen von Marktforschungsinstituten und so weiter, das ist anstrengend. Da hab ich gesagt: Kein Interesse!“, erklärt Ehefrau Ursula. Tatsächlich legen die Inhaber des 40-Zimmer-Hotels auf St. Pauli großen Wert auf korrekte Bezahlung. „Wir wollen, dass sich unsere Angestellten mit dem Betrieb identifizieren“, erklärt Heiner Brandt. „Schließlich werden unsere Gäste auch von ihnen begrüßt.“

Wie es zugeht in der Branche, weiß sein Sohn Tobias zu berichten, der seit einem Jahr die Geschäfte im Familienbetrieb führt. „Wir bekommen oft Anrufe von Reinigungsfirmen. Die schlagen uns vor: ,Schmeißen Sie Ihre Zimmermädchen raus und testen Sie unser Unternehmen einen Monat lang. Wenn Sie dann nicht zufrieden sind, können Sie immer noch neue Zimmermädchen einstellen!‘“ Dass das Putzgewerbe sich selbst reinigt und schwarze Schafe aussortiert, ist nicht zu erwarten. Gerade mal ein Unternehmen habe seit Erscheinen des Hinz&Kunzt-Berichts Interesse am Gütesiegel für Gebäudereiniger bekundet, so die Prüf- und Beratungsstelle – und das deshalb, weil ein Hotel das Zertifikat bei der Ausschreibung ausdrücklich verlangt habe.

Selbst der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA hält die Lohnpraxis vieler Dienstleister für rechtswidrig: „Wenn Reinigungsfirmen den Tarifvertrag unterlaufen, indem sie Akkordlöhne zahlen, ist das nicht legal“, so Bundes-Geschäftsführerin Sandra Warden auf Anfrage. Doch was ist die Konsequenz daraus? Nach Auskunft von Gewerkschaften und Arbeitsgerichten hat bislang noch kein Zimmermädchen in Deutschland gewagt, wegen Lohndumpings gegen den Arbeitgeber zu klagen. Dabei könnten die Frauen nur gewinnen, so Burghard Kraft, Pressesprecher des Bundesarbeitsgerichts in Erfurt: „Wenn der Tarifvertrag das Arbeitsverhältnis erfasst, ist jede Unterschreitung des Tariflohns rechtswidrig.“

Ulrich Jonas


Opfern von Lohndumping im Hotel- und Gaststättengewerbe hilft die Gewerkschaft NGG. Sie bietet Beschäftigten im Internet einen Test an, mit dessen Hilfe diese die Qualität ihres Arbeitsplatzes bewerten können (www.5-sterne-fuer-mich.de).

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