Frühling im Hinz&Kunzt-Schrebergarten

IMG_5665Balu und Gerrit sitzen geschafft auf ihren weißen Gartenstühlen. Gerrit verzieht das Gesicht vor Schmerz – trotz Rückproblemen hat er umgegraben.

Balu hat auch noch eine leicht Schonhaltung. Auch er hatte gesundheitliche Probleme und freut sich, dass er wieder im Garten arbeiten kann.

„Der Winter war schrecklich“, meint Balu vorwurfsvoll. „Er war viel zu lang. Und wir sind viel zu spät dran.“ Auch Gerrit konnte den Beginn der Gartensaison gar nicht erwarten. „Ich habe den Winter über Gartenbücher gelesen, Samen bestellt und zu Hause schon mal Pflanzen in Töpfen vorgezogen.“ Sogar im Winter hat es ihn zur Parzelle 219 gezogen. „Zwei Mal pro Woche war ich hier, um nach dem Rechten zu sehen und Schnee zu schippen.“

Dabei ist die Wandlung vom Spieler zum S(ch/t)reber erst ein Jahr her. Im Frühjahr letzten Jahres hatte sich ein Häuflein unerschrockener Hinz&Künztler daran gemacht, das verwilderte Grundstück im Kleingartenverein in Hummelsbüttel in ein grünes Paradies zu verwandeln. Die Gefahr des Scheiterns war groß, denn der Berg an Arbeit schien unüberwindlich und das Team bestand  aus lauter Charakterköpfen, deren Stärke bisher nicht gerade Kontinuität und Kompromissfähigkeit waren.

Foto: Benne Ochs

 

Gerrits Husky-Hündin „Nic”. Foto: Benne Ochs

Aber Gerrit, Balu, Peter und Torsten haben sich zusammengerauft und zusammen gerodet, gebuddelt, gepflanzt, geerntet und gekocht. „Früher haben wir oft die Nächte durchgezockt: Jetzt ist der Garten wichtiger“, meint Gerrit. Torsten ist inzwischen in zu Fuß in Deutschland unterwegs, um für das Grundeinkommen zu werben. Aber der Rest der Truppe hat sich auch im Winter getroffen, um voller Vorfreude das Gartenjahr Pflanzpläne zu erstellen und Umbauten durchzuspielen. „Im letzten Jahr haben wir den Garten urbar gemacht. Jetzt legen wir richtig los“, kündigt Gerrit an. Durch ein geschenktes Gewächshaus können sie jetzt auch empfindliche Pflanzen vorziehen. Noch fehlen ein paar Scheiben, aber schon bald sollen hier Tomaten gedeihen – „in Jutesäcken, dann bilden sich nicht so schnell Pilze“, aber auch Paprika und Chili.

In den schon so vorbildlich umgegrabenen Beete werden viele unterschiedliche Gemüsesorten gepflanzt. Darunter auch so ungewöhnliche wie die lila Möhre „Purple Haze“ oder die ebenfalls lila „Vitelotte“, eine mehr als 150 Jahre alte französische Kartoffelsorte, auf die Gerrit besonders stolz ist. „Und natürlich ist hier alles bio, wir verwenden keine chemischen Dünger.“

Balu, der Naturexperte, will sich in dieser Saison eher um die Außenanlagen kümmern. Da muss ein Zaun gesetzt werden und die Gartenpforte fällt auch fast auseinander. „Gerrit und Peter haben sich so gut weitergebildet, die brauchen meinen Rat gar nicht mehr“, meint er väterlich. Peter, der heute nicht dabei sein kann, wartet schon sehnsüchtig auf die Ernte bei seinen Lieblingen, den Erdbeeren.

Ihr prachtvoller und gepflegter Garten dient als Vorbild für andere Schreber. „Gerade hat eine Frau zu ihrem Mann drei Gründstucke weiter gesagt: ‚Ich möchte auch mehr Gemüse anbauen’“, berichtet Gerrit amüsiert. In einem Jahr vom Online-Zocker zum Bilderbuch-Gärtner – das muss den dreien erst mal einer nachmachen.

Sybille Arendt
Fotos: Benne Ochs

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