Sozialwohnungsbau : Der Drittelmix ist eigentlich ein Fünftelmix

Hamburg braucht dringend neuen Wohnraum - aber bezahlbaren. Foto: Actionpress/Imagebroker.com

Jede dritte neugebaute Wohnung in Hamburg soll eine Sozialwohnung sein. Vergleicht man aber die Quadratmeterzahlen der Neubauwohnungen, ergibt sich ein anderes Bild: Nur 21 Prozent der Wohnfläche sind günstig.

Hinz&Kunzt Randnotizen

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In Hamburg werden viel weniger Sozialwohnungen gebaut, als der Senat verspricht. Jedenfalls wenn man die Wohnflächen der neugebauten Wohnungen betrachtet. Wie Hinz&Kunzt in seiner Mai-Ausgabe berichtet, sind im Jahr 2017 in Hamburg 139.523 neu gebaute Quadratmeter Wohnfläche gefördert worden. Von insgesamt 671.961 fertiggestellten Quadratmetern waren damit nur 20,76 Prozent gefördert, also günstig.

Eigentlich hatte der Senat sich im Bündnis für das Wohnen 2015 mit der Wohnungswirtschaft darauf verständigt, 30 Prozent des Neubaus als geförderten Mietwohnungsbau zu realisieren. Vier Jahre später steht fest: Der Drittelmix ist bezogen auf die Wohnfläche in Wirklichkeit ein Fünftelmix. Dieses Missverhältnis ergibt sich daraus, dass Sozialwohnungen in der Regel kleiner sind als frei finanzierte Wohnungen.

Trotzdem: Selbst wenn man die fertiggestellten günstigen Sozialwohnungen im 1. Förderweg (2108) in ein Verhältnis zur Gesamtzahl der fertiggestellten Wohnungen (7920) setzt, ergibt sich daraus nur ein Viertelmix.

Die Zahlen stammen aus einer Senatsantwort auf eine Anfrage der Linksfraktion. Heike Sudmann, wohnungspolitische Sprecherin der Fraktion, spricht gegenüber Hinz&Kunzt vom „Drittelmix-Fake“ des Senats. „Der Senat versucht sich rauszuwinden, indem er auf Bauüberhang und Anteil an Geschosswohnungsbau verweist.“ Tatsächlich käme man mit diesem Rechenbeispiel auf etwa ein Drittel Sozialwohnungen. „Der Drittelmix suggerierte aber immer, ein Drittel von allen Wohnungen. Dem ist aber nicht so. Soziale Wohnungspolitik sieht anders aus“, sagt Sudmann gegenüber Hinz&Kunzt.

Die Stadtentwicklungsbehörde selber stellt ein anderes Rechenmodell auf: Sie klammert einfach die Zahl der Eigentumswohnungen (2338) aus der Gesamtzahl der fertiggestellten Wohnungen (7920) aus. Dadurch ergibt sich aus Sicht der Behörde ein deutlich besseres Bild: Die Zahl der fertiggestellten Sozialwohnungen liegt dann „in den letzten Jahren rechnerisch tatsächlich bei über 30 Prozent“, teilt die Behörde mit. Mit dieser kleinen Rechenhilfe ist zu erwarten, dass sich der Senat für das Jahr 2018 demnächst ebenfalls eine positive Bilanz ausstellen wird.

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Auf dem Titelblatt von Hinz&Kunzt ist im Mai die Kapitänin Pia Klemp abgebildet, die auf den zivilen Rettungsschiffen „Sea-Watch 3“ und „Iuventa“ Menschen aus dem Mittelmeer gerettet hat. Für ihren Einsatz auf der Iuventa droht ihr nun eine Anklage wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung. Maritim geht es im Heft mit Donatus Kulisch weiter: Der Hafenlotse zeigt seine Hamburg-Fotos, die er von den Brücken der Containnerriesen aus aufgenommen hat. Zum 70. Geburtstag des Grundgesetzes berichten außerdem Hinz&Künztler, was ihnen der Satz „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ bedeutet. In der Reihe „Was Sie schon immer über Obdachlosigkeit wissen wollten“ erklärt der Obdachlose Mario, wie man es aushält, auf dem harten Boden zu schlafen.

Autor:in
Jonas Füllner
Jonas Füllner
Studium der Germanistik und Sozialwissenschaft an der Universität Hamburg. Seit 2013 bei Hinz&Kunzt - erst als Volontär und inzwischen als angestellter Redakteur.

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