Kleine Firma ganz groß

Schlüsselanhänger, Wärmflasche, Teelicht: Die dekoop-Produkte der Designerinnen Anke Rabba und Katrin Kuchenbecker sind Verkaufsschlager im Hinz&Kunzt-Shop

Sie stecken hinter dekoop: Katrin Kuchenbecker und Anke Rabba (von links). Die Enge im Laden und den Werkstatträumen stört hier niemanden

Es ist herrlich chaotisch und anheimelnd im Laden und Atelier von dekoop. Ein lebendiger Betrieb voller Krimskrams, Kartons und ungewöhnlicher Büromöbel, mitten auf St. Pauli. Bodenständig sind auch die beiden Designerinnen Anke Rabba und Katrin Kuchenbecker geblieben, die mit ihren Produkten seit 2006für gute Umsätze im Hinz&Kunzt-Shop sorgen. Der Renner ist das „Stadtlicht“. Mehr als 420 der edlen Teelichter mit der Silhouette Hamburgs sind in den ersten zwei Monaten seit Verkaufsstart über die Hinz&Kunzt-Website oder an einem Hinz&Kunzt-Infostand verkauft worden. Die Designerinnen freut es. „Wir haben rund 50 Verkaufsstellen in Hamburg, aber Hinz&Kunzt bricht alle Rekorde.“ Die Frauen verdienen keinen Cent an den Hinz&Kunzt-Editionen. Keine große Sache, wie beide finden. Inzwischen können sie sich die Unterstützung auch leisten, die Auftragsbücher sind prall gefüllt.

Das war nicht immer so. 2003 haben sich Anke Rabba und Katrin Kuchenbecker auf die Suche nach einem Atelier gemacht. In den hellen Raum mit den großen Fenstern in der Paul-Roosen-Straße haben sie sich gleich verliebt und ihn gemietet. Auch wenn sie kein Geld, kaum Kunden und keinen Businessplan hatten. Aber dafür Freunde, die ihnen gebrauchte Tische, Lampen und eine alte Industrienähmaschine schenkten – und einen Beutel mit Filzresten aus einer Fabrik in Soltau.

Anke Rabba und Katrin Kuchenbecker waren begeistert von dem Material und den vielen Farben und wollten die Produktion selbst in Augenschein nehmen. Danach war ihr alter Polo bis unter das Dach vollgestopft mit Filzresten. Sie kauften Stempel bei Ebay, sie schnitten, bemalten und bedruckten Tag und Nacht die dicken Stoffe und fertigten daraus Schlüsselbänder. „Am Anfang haben wir alles selbst gemacht und dabei nur ein Taschengeld verdient“, sagt Anke Rabba. Aber die Handarbeit zahlte sich aus: „Schlüsselkind“ und „Heimat“ wurden schnell zum Renner. Gabriele Koch, bei Hinz&Kunzt zuständig für Spendenmarketing, wollte die Schlüsselbänder in unsere hauseigene Kunzt-Kollektion übernehmen. Schließlich ist der Schlüssel das Symbol für eine eigene Wohnung schlechthin. Darauf der Schriftzug „Große Freiheit“.

Inzwischen haben sich die Designerinnen längst anderen Materialien und Ideen zugewandt, machen nicht mehr alles selbst und arbeiten mit kleinen Betrieben in ganz Deutschland zusammen. In Hamburg vor allem mit den Elbe-Werkstätten, in denen Menschen mit Behinderung die Fertigung übernehmen. Der persönliche Kontakt mit ihren Produzenten und Käufern ist den Frauen wichtig. „Wir haben überlegt, die Abwicklung einem Logistik-Unternehmen zu überlassen“, erzählt Anke Rabba. „Aber dann hätten die Kunden nicht mehr mit uns gesprochen, sondern mit irgendjemand aus einem Callcenter.“ Also bleibt alles beim Alten. Obwohl auch der Laden inwischen viel zu klein ist. So wie die Werkstatträume unter dem Laden, in dem die Mitarbeiterinnen in extremer Enge Bestellungen zusammenstellen oder Skylines für das Stadtlicht aus Metall stanzen. Aber alle fühlen sich wohl, so, wie es ist. Dekoop ist immer organisch gewachsen, und so soll es bleiben. Ohne Marketing und ohne Geld von Banken. Auch Hinz&Kunzt sind Anke Rabba und Katrin Kuchenbecker treu geblieben. Etwas anderes ist bei den beiden auch gar nicht vorstellbar.

Text: Sybille Arendt

dekoop, Paul-Roosen-Straße 28, Mo–Fr 10–14 und 16–19 Uhr, www.dekoop.de. Der Schlüsselanhänger „Große Freiheit“ und das „Stadtlicht“ sind im Hinz&Kunzt-Shop erhältlich.