Erste Hilfe : „Falsch machen kann man nichts – außer nichts zu tun!“

Dr. Carola Holzner alias „Doc Caro“. Foto: Boris Breuer

Was tun, wenn ein Mensch auf der Straße liegt und sich nicht mehr rührt? „Jeder kann Leben retten“, findet Dr. Carola Holzner alias „Doc Caro“, Mitinitiatorin der Kampagne #ichrettedeinleben. 

Hinz&Kunzt Randnotizen

Freitags informieren wir per Mail über die Nachrichten der Woche:

Hinz&Kunzt: Wenn ich einen Menschen sehe, bei dem ich unsicher bin, ob er Hilfe braucht: Was tue ich?

Carola Holzner: Das Wichtigste ist: nicht vorbeilaufen, wenn man Zweifel hat. Am besten ist es, den Menschen anzusprechen, gerne laut! Eventuell anfassen und schütteln, um die Person wach zu bekommen.

Und wenn das nichts nützt?

Das Motto ist: „Prüfen. Rufen. Drücken.“ Wenn ich jemanden nicht wach kriege und ich keine Atmung mehr feststelle, gehe ich von einem Kreislaufstillstand aus. Dann sofort die 112 wählen, das Handy auf Lautsprecher stellen und mit der Herzdruckmassage beginnen. Die Leitstellendisponenten bleiben am Telefon und helfen durch die Wiederbelebungsmaßnahme, bis der Rettungsdienst eintrifft.

Kann jede:r eine Herzdruckmassage durchführen?

Ja. Man kniet sich neben die Person, setzt den Handballen auf die Mitte des Brustbeines und die andere Hand auf den Handrücken der ersten. Senkrecht über die Person beugen und mit gestreckten Armen das Brustbein 5 bis 6 Zentimeter tief eindrücken, 120-mal pro Minute. Am besten im Takt von „Happy birthday“ oder „Staying alive“. Das wird sehr anstrengend, deshalb ist es gut, wenn man sich ablösen kann. Eine zusätzliche Beatmung ist nicht nötig. Und ja, es können Rippen brechen. Das ist nicht schön, aber daran stirbt man nicht. Falsch machen kann man nichts – außer nichts zu tun.

Im Winter stellt sich die Frage, ob Menschen wegen der Kälte Hilfe brauchen …

Jeder, der sich bei tiefen Temperaturen draußen aufhält, ist gefährdet zu unterkühlen. Auch hier gilt: Ansprechen! Wenn derjenige deutlich verlangsamt reagiert, sich nur eingeschränkt bewegt oder nicht mehr sprechen kann, dann ist das ein Fall für die 112. Unterkühlung kann sehr schnell lebensbedrohlich werden.

Und wenn jemand betrunken oder unter Drogeneinfluss auf der Straße liegt? Gleich den Rettungs­wagen rufen?

Nur wenn lebenswichtige Funktionen beeinträchtigt sind, der Mensch tief komatös ist, die Atmung verlangsamt ist oder er an seinem Erbrochenen zu ersticken droht. Alarmsignale sind auch, wenn jemand verwirrt erscheint, eine erhöhte Körpertemperatur wahrnehmbar ist oder Fremd- oder Eigengefährdung droht.

Artikel aus der Ausgabe:

Wenn Armut krank macht

Wie Armut psychisch krank macht, wie kranke Obdachlose in Hamburg zu wenig Hilfe bekommen und wie eine Community Health Nurse den Bewohner:innen auf der Veddel hilft – mit Zeit. Außerdem: KI-Kunstwerke generiert aus Schicksalen von Obdachlosen und beindruckende Bilder aus Georgien.

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